Ist das Abkommen von Serves noch gültig?

Die armenische Propaganda behauptet, der Friedensvertrag von Sevres sei für sie noch gültig und die in diesem Friedensvertrag als "armenisches Territorium" vorgesehenen Gebiete müssten ihnen gegeben werden.

Die Unterzeichnerstaaten des Abkommens von Sevres erklärten, das Abkommen sei noch vor dem Inkrafttreten beseitigt worden. Das Abkommen von Sevres wurde niemals umgesetzt und durch den Lausanner Friedensvertrag ersetzt. Aber es gibt auch Abkommen, das die Armenier als Staat unterschrieben haben.

Das Erste davon ist das Batum Abkommen. Die Taschnaken haben am 28. Mai 1918 in Eriwan eine armenische Republik proklamiert. Der osmanische Staat hat mit den Armeniern am 4. Juni 1918 das Batum Abkommen unterzeichnet und somit diese Republik anerkannt. Das Außenministerium der armenischen Republik Hadisyan hat nach diesem Abkommen folgendes gesagt:

"Die türkischen Armenier denken nicht mehr daran, sich vom osmanischen Imperium zu trennen. Probleme der Armenier in der Türkei können zwischen dem osmanischen Imperium und der armenischen Republik nicht einmal als Unterredungsthema aufgefasst werden. Die Beziehungen zwischen dem osmanischen Imperium und der armenischen Republik sind wunderbar und sie sollten auch in Zukunft so sein. Alle armenischen Parteien sind der gleichen Meinung. Die Fortführung der guten Nachbarschaftsbeziehungen, ist einer der wesentlichsten Punkte der armenischen Republik, dessen Außenminister ich bin."

Das Taschnak Presseorgan Hairenik schrieb in seiner Ausgabe vom 28. Juni 1918 folgendes:

"Die feindliche Politik Russlands gegen die Türkei ermutigte auch die kaukasischen- Armenier. Die Kaukasischen-Armenier sind an den Zusammenstößen diese beiden freundschaftliche Elemente schuld. Zum Glück hat diese Lage nicht lange angehalten. Nach der Russischen Revolution haben die Kaukasischen-Armenier eingesehen, dass sie nur in der Türkei Geborgenheit finden können und haben der Türkei ihre Hände gereicht. Auch die Türkei wollte die Vergangenheit vergessen und hat auf ritterliche Weise die ausgestreckte Hand gedrückt. Wir akzeptieren, dass die Armenier-Frage nun gelöst ist und der Vergangenheit angehört. Gegenseitige Gefühle der Misstrauens und der Feindlichkeit, die das Werk einiger abenteuerlustigen ausländischen Agenten sind, sollen weggeschafft werden."

Aus diesen interessanten Erklärungen können wir folgende Ergebnisse schließen:

a) Die Armenier-Frage ist abgeschlossen.

b) Von den Ereignissen sind nicht die Türken, sondern die Russen und Armenier verantwortlich.

c) Wenn eine Ungerechtigkeit vorhanden ist, dann sind die leidtragenden die Türken.

Dass das, was wir heute sagen, richtig ist, wurde vor 64 Jahren von den Taschnaken im Jahre 1918 zugegeben, wie man sehen kann. Aber trotz dieser offenen Geständnisse wird die Angelegenheit seitens der Armenier nicht abgeschlossen sein und die armenischen Kreise werden bei der ersten Gelegenheit ihr Geständnis vergessen und ihren alten Träumen nachgehen. Schließlich haben die armenischen Bandenbewegungen trotz des Batum Abkommens angehalten.

Nach der Niederlage des osmanischen Staates im ersten Weltkrieg und der Unterzeichnung des Waffenstillstandsabkommens von Mudros am 30. Oktober 1918 traten die Armenier wieder in Aktion.

Die von Taschnag kontrollierte kaukasisch-armenische Republik teilte am 28. Mai 1919, dem ersten Jahrestag ihrer Gründung mit, dass die Türkei Armenien annektiert habe. Niemand auch die Ententestaaten nahmen diese Erklaerung ernst.

Die mit dem Vertrag von Sevres abgeschlossene Friedenskonferenz von Paris überliess die Angelegenheit über die Grenzen Armeniens der Schlichtung des US-Präsidenten Wilson. Wilson schickte im Herbst 1919 eine amerikanische Delegation unter General James G. Harbord zu Inspektionen in die Türkei. Nach Abschluss der Inspektionen im September und Oktober legte die Abordnung dem US-Kongress einen Bericht über die Ergebnisse ihrer Untersuchungen vor. In diesem Bericht, die Tatsachen enthielt, wurde betont, "die Türken und Armenier hätten seit Jahrhunderten friedlich zusammengelebt. Während der Umsiedlung hätten auch Türken wie Armenier Leiden tragen müssen. Türkische Dörfer seien verbrannt worden, lediglich 20 Prozent der Türken seien aus dem Krieg heimgekehrt. Zu Beginn des ersten Weltkrieges hätten die Armenier in keinem der als Türkei-Armenien genannten Gebieten über die Mehrheit verfügt. Es sei festgestellt worden, dass die Armenier auch bei einer Rückkehr der Umgesiedelten in keinem der Gebiete die Mehrheit bilden können. Die von Armeniern behaupteten traurigen und schrecklichen Ereignisse seien nicht richtig."

Nach diesem Bericht lehnte der US-Kongress im April 1920 ab, dass die USA Mandater Armeniens wird.

Am 10. August 1920 wurde der Friedensvertrag von Sérves unterschrieben, von dem die Armenier wieder Hoffnung schöpften. Im Vertrag wurde beschlossen, dass der osmanische Staat Armenien als einen selbständigen und freien Staat akzeptiert, die Grenzbestimmungen wurden Wilson überlassen.

Wie man weiß, gab es in der Türkei am 10. August 1920 zwei Regierungen, eine in Istanbul, die osmanische Regierung und die andere in Ankara, die parlamentarische Regierung, Den Friedensvertrag von Sérves unterschrieb die osmanische Regierung. Die parlamentarische Regierung von Mustafa Kemal Atatürk wollte die "Armenier-Frage" selbst lösen.

Nach dem Waffenstillstand von Mudros haben die Franzosen die Stadt Adana, die Briten Urfa, Marasch und Antep besetzt. Danach haben die Briten ihre besetzten Gebiete den Franzosen überlassen. Die Armenier zogen die französischen Uniformen an und griffen die Türken an. Die Türken reagierten auf diese Grausamkeit und und organisierten gegen die französisch-armenische Besetzung einen türkischen Widerstand. Daraufhin wurde die Propaganda erneut aufgenommen. Doch glaubten diesmal niemand auch nicht die französische Kommandantur den Armeniern.

Nach dieser Entscheidung des US-Kongresses leiteten reguläre Truppen der kaukasisch-armenischen Republik und armenische Banden im Juni 1920 Angriffe gegen die Türkei ein. Im September startete die Ankaraer-Regierung eine Gegenoffensive. Die türkischen Streitkräfte fügten den Armeniern eine schwere Niederlage zu, retteten alle türkischen Territorien darunter Kars, überschritten die Grenze und marschierten in Gümrü ein. Nach der Niederlage forderte die armenische Regierung die Schliessung eines Friedens. So wurden am 3. Dezember 1920 das Abkommen von Gümrü (Alexandropol) unterzeichnet. Mit diesem Abkommen akzeptierten die Armenier die Ungültigkeit des Vertrags von Sevres und verzichteten offiziell auf Bodenforderungen von der Türkei.

Aber bevor diese Abkommen bestätigt wurde, ist die Rote Armee in Eriwan eingedrungen und hat die sowjetisch-armenische Regierung gegründet.

Mit dem Aufstandsversuch von Vratzian am 18. Februar 1921 ging die Verwaltung in Eriwan wieder zu den Taschnaks über. Die Vratzian Regierung schickte am 18. März eine Kommission zur Regierung nach Ankara und forderte Hilfe gegen die Bolschewisten. Was ist das für eine Anmut der Geschichte, noch vor zwei Jahren hatte die Taschnak Regierung veröffentlicht, dass sie sich den ostanatolischen Boden angeeignet und jetzt verlangte sie, um ihre Existenz fortführen zu können, Hilfe von Ankara. Die Taschnak Regierung konnte nicht lange anhalten und in Eriwan übernahm die Sowjetunion wieder die Macht.

Die Türkei unterzeichnete am 16. März 1921 mit der Sowjetunion das Abkommen von Moskau und somit wurde die heutige Türkei-Sowjetunion Grenze gezogen. Für die Vervollständigung dieses Abkommens wurde diesmal am 13. Oktober 1921 mit dem sowjetischen Armenien das Abkommen von Kars unterzeichnet. In beiden Dokumenten wurde festgeschrieben, dass der Vertrag von Sevres nicht anerkannt wird. Somit verzichtete nach der Taschnak-Regierung auch die sowjetisch-armenische Regierung auf jegliche Forderungen und somit wurde die Ungültigkeit des Vertrags von Sevres dokumentiert.

Während der Unterzeichnungszeremonie des Abkommens von Kars betonte der sowjetisch-armenische Justiz- und Arbeiter Kommissar Schahdof, "ab jetzt sei es nicht mehr möglich, diese zwei Nationen für den Vorteil anderer gegeneinander anzustiften".

Nachdem die Ostfront auf diese Weise geklärt wurde, wurde mit der Unterzeichnung des Ankara Abkommens mit den Franzosen am 20. Oktober 1921 auch die Südfront geklärt und die französischen Mächte zogen sich gemeinsam mit den armenischen Legionären und lokalen Komiteemitgliedern, die sie mitgebracht hatten, zurück. Einen großen Teil des lokalen armenischen Volkes haben sie quasi mit Gewalt mitgenommen und im Libanon angesiedelt. Das gleiche Ereignis trifft man auch bei der Anschließung von Hatay an das Vaterland.

In dem am 24 Juli 1923 unterzeichneten Friedensvertrag von Lausanne, der anstatt des Vertrags von Sevres umgesetzt wurde, gibt es keine einzige Bestimmung über Armenier.

Somit erfolgte in Lausanne die endgültige Lösung der entsprechenden Frage. Die Behauptungen der Armeiner, die sich auf den Vertrag von Sevres stützen, haben heute überhaupt keine Bedeutung. Bevor wir dieses Thema abschliessen, wollen wir daran erinnern, dass der Vertrag von Sevres von keinem der Teilnehmerstaaten ratifiziert worden ist.

QUELLEN: 1) SCHEMSI, Kara, op., cit., p. 31 2) SCHEMSI, Kara, op., cit., p. 31- 32 3) SCHEMSI, Kara, op., cit., p. 682- 683