Ausgrabung eines Massengrabs in Kars Subatan

Der Archäologe Prof. Dr. Cevat Basaran, der Untersuchungen im Gebiet vorgenommen hat, schreibt folgendes:

"Einer der Massengrabausgrabungen zur Aufklärung der grausamen Ereignisse zwischen 1915-1918 in Ostanatolien wurde in Subatan bei Kars vorgenommen (Zeichnung 1). Im Dorf Subatan, etwa 28 km südlich von Kars, an der türkisch-russischen Grenze, in der Nähe der Ani-Ruinen, wurde das Massengrab am 20.06.1991 nach den Symposien "Kars und Ostanatolien in unserer neueren Geschichte" entdeckt.

Dorf Subatan, das 1918 während des Rückzugs der Armenier aus dem Gebiet wie viele andere Ortschaften durch armenische Banden überfallen wurde, ist auf der Straße nach Ani, südlich der großen und kleinen Yahni-Anhöhen gelegen. Die Ausgrabungen im Dorf Subatan, in dem heute 20-30 moslemische Familien leben, wurden aufgrund der Aussagen der Augenzeugen (Fariz Öztürk, 120, und Duraga Öztürk, 95) an vier verschiedenen Stellen in der Scheune im Dorfteil Köseogullari durchgeführt (Zeichnung 2). Die Fläche wurde in vier Rechtecke von 4 x 5 m eingeteilt und die Ausgrabung begann an der Grube A-I. Die Grabung wurde zuerst auf der breiten Oberfläche geführt und konzentrierte sich danach auf die inneren Schnittpunkte der Gruben A-I und B-I. Nach der Aushebung der 40cm dicken Erdschicht wurde das erste Skelett entdeckt. Es wurde festgestellt, daß die mit in-situ Material gefundener Skelette überwiegend Kleinkindern zwischen 0-1 Jahren gehörten.

Die Skelette in 80 cm Tiefe in der Grube A-I wiesen eine interessante Struktur auf. Die in Richtung Nord-Süd liegenden Skelette gehörten wahrscheinlich einer Mutter und ihrer Tochter. Die Frau war auf die rechte Seite gefallen und umarmte mit ihrem linken Arm ihr Kind. Die zwei Schlagspuren auf dem Schädel weisen darauf hin, daß sie mit einem Beil oder ähnlichem Gegenstand getötet wurden, der am Kopf aufprallte. Das Beil, das bei dem ersten Hieb nicht wirksam genug traf, spaltete bei dem zweiten Hieb den Schädel tief in zwei Hälften.

Die Frau und ihr Kind wurden mit ihren Kleidern begraben. Von der Skelettgruppe in der Südecke der Grube A-I konnte ein kleiner Teil aufgedeckt werden. Sie wurden offensichtlich aufs Geratewohl begraben. Hier wurden anfangs Skelette von 12 Kindern und 3 Erwachsenen aufgedeckt. Unter den anderen Funden sind Unterwäsche und Teile eines seidenen Kleides, die Metall schnalle eines Gürtels, ein Paar Ohrringe, viele farbige Perlen einer Halskette, eine Metallkette, Kleiderknöpfe, eine sehr oxidierte Kupfermünze und verrottete Holzbalken vorhanden. Diese Fundstücke sind in die Austellung im Massenmord-Museum Kars aufgenommen worden.

Nach den Aussagen der Augenzeugen Fariz Öztürk und Duraga Öztürk, die auch durch Archivdokumente erhärtet werden, lief das Massaker der Armenier am 25. April 1918 folgendermaßen ab:

Die armenischer Taschnakbanden, die auf dem Rückzug aus Kars und Sarikamis waren, griffen das Dorf Subatan an, wo damals Türken, Armenier und Griechen zusammenlebten. Sie schoßen wahllos auf die Einwohner, und töteten die, die sie fassen konnten, auf grausame Weise.

Nach den Fotos aus den Archivunterlagen und den Funden wurden die Frauen, Kinder und alten Männer, denen mit Beilen die Köpfe gespalten und mit Bajonetten in die Bäuche gestochen wurde, auf der Straße getötet und dort liegengelassen.

Nach den Angaben aus den Archivdokumenten sind im Dorf Subatan 570 Personen grausam ermordet worden. Nach dem Rückzug der armenischen Banden wurde das Gebiet wieder von türkischen Militäreinheiten unter Kontrolle genommen. Die Leichen der Ermordeten, die auf den Straßen verwest und zum Teil von Hunden gefressen waren, wurden von Überlebenden und Soldaten gesammelt und in die Scheunen gebracht.

Wegen den mangelnden Möglichkeiten und der Vielzahl der Toten wurden Scheunen als Grabstätten gewählt und durch Einsturz der Decke in Massengräber umgewandelt. An den drei Grabstätten in Subatan steht aufgrund der Archivdokumente und Zeugenaussagen fest, daß unter dem eingestürzten Scheunendach im dorfsteil Köseogullari über 180, in der Tiptip-Straße über 257 Kinder und in der Scheune südlich der Dorfsmoschee über 350 Gefallene begraben sind.