Muhammed Resit Güleser
Name des Vaters: Abdullah Name der Mutter: Babibe Geburtsort: Van Geburtsdatum: 1900
Während der armenischen Grausamkeiten war ich ein 15-16 Jahre alter Schüler auf der Lehrerschule. Aus diesem Grund kann ich mich an diese Ereignisse gut erinnern. Vor dem ersten Weltkrieg hatten wir mit den 17.000 Armeniern friedlich zusammengelebt, wir waren Nachbarn. Wir hatten sie immer gut behandelt. Mit der Proklamation der konstitutionellen Periode haben sie Freiheit, Gleichheit und Gerechtigkeitsprinzipien zu ihren Gunsten bewertet und fingen an dreist zu werden. Ihr Führer in Van war eine Person Namens Aram Pascha, der auch Mitglied in der Delegation war, die Sultan Hamid seine Entthronung zugestellt haben; dieser Pascha hatte in Van eine Untergrundorganisation gegründet.
Sie hatten, in einem Keller neben der Großen Moschee angefangen Tunnel zu graben, die bis zur Altstadt unter der Burg reichte. Die Tunnel waren derart ausgebaut, daß sogar Reiter sich darin bewegen konnten. Eines Tages, als ein Tunnel einstürzte, wurde er von einer Wache zufällig entdeckt. Obwohl Aram Pascha, auf Anzeige eines Armeniers in einem Keller in der nähe der Großen Moschee erwischt wurde, konnte ihm nichts getan werden und er ist auf Grund der damaligen Politik freigelassen worden.
Kurz, die Armenier wurden sehr gut organisiert. Die Armenier, die das Handelsleben in ihren Händen hatten, waren auch finanziell gut gestellt. Die armenischen Bandenmitglieder hatten sich mit ihren eigenen Waffen an die Division in Van angeschlossen, nachdem den Armeniern und den Juden erlaubt worden war, sich bewaffnet dem Heer anzuschließen. Unsere Soldaten hatten primitive Gewehre deutschen Ursprungs aus Roheisen, nach vier Schüssen fiel der fünfte einem vor die eigenen Füße. Wie wir von Haci Arif Bey und anderen gehört haben, die sich später nach Van begaben, sollen die Armenier in der Division in Van unsere Soldaten von hinten erschossen. Sogar verwundete Soldaten aus der Ostfront, die in Krankenhäuser in Van lagen, sollen von den armenischen Schwestern und Ärzten vergiftet worden sein.
Die Lage in Van sah so aus: Die Russen hatten aus drei Fronten und zwar Muradiye, Özalp und Baskale sich in Bewegung gesetzt. Und in der Stadt hatten die Armenier rebelliert und führten seit 29 Tagen gegen die muslimische Bevölkerung Krieg. Wir hatten drei Kasernen (Haci Bekir, Aziziye, Toprakkale).In diesen Kasernen hielten jeweils zehn Soldaten Wache. Sie haben diese Kasernen überfallen und unsere Soldaten wie Schafe abgeschlachtet.
Auch der Onkel unseres Nachbarn, Ali Çavus fiel dort. Während unsere sowieso schwach gestellten Milizen versuchten Krieg zu führen, in dem sie Schießscharten gruben, bohrten die Armenier mit Gewehren Löcher in die Wände und beschossen alles was sich bewegte, sie schütteten Petroleum aus und steckten alles in Brand, sie selbst stiegen in die Keller unter der Erde runter. Diese unbarmherzige Angriffe dauerten 29 Tage lang. Damit die muslimische Bevölkerung nicht weiter getötet wurde, wurde endlich ein Befehl zur Umsiedlung erteilt.
Diejenigen, die ein Fahrzeug besaßen fuhren mit ihren Fahrzeugen, die kein Fahrzeug hatte mußten laufen. Unter schwierigen Umständen begaben wir uns auf den Weg. Die Menschen haben unterwegs ihre Kinder verloren, Hunger und Epidemien haben die Menschen ausgemetzelt.
Hier muß in Erinnerung gerufen werden, daß die Armenier nicht nur in Van, sondern auch in den Dörfern großes Leiden verursacht haben. Sie hatten in den Dörfern von Timar, Baskale, Özalp in die Häuser der Muslime Stroh gefüllt und in Brand gesteckt. Diejenigen, die zu flüchten versuchten, haben sie erschossen oder mit Bajonetten erstochen. In Zeve haben die Bewohner einiger Dörfer sich gegen die Armenier zusammen getan, allerdings erlitten diese besiegten Bewohner von sieben Dörfern, bis auf ein paar Leute, eine Massenvernichtung. In diesem Dorf, wo mittlerweile auch an Denkmal hierfür errichtet worden ist, werden immer noch Gebeine der damals in Massen ermordeten Menschen ausgegraben.
Später wurden den hier ausgewanderten Menschen zwölf Schiffe zugeteilt. In vier dieser Schiffe befanden sich auch in Van bedienstete Beamten Familien. Natürlich bestand auch die gesamte Schiffsbesatzung aus Armeniern. Armenische Aufständische, die mit Hilfe dieser Schiffsbesatzung die Menschen aus diesen vier Schiffen auf die Insel (Adir) gebracht hatten, haben allesamt ermordet. Auch die Menschen aus den anderen acht Schiffen wollten die Armenier, die sich auf einer Insel in der Nähe von Tatvan verschanzt hatten, ermorden. Da diese Menschen allerdings bewaffnet waren, haben sie sich zur Wehr gesetzt und mit wenigen Verlusten sich retten können.
Als wir aus Van auswanderten sind wir zu erst nach Bitlis und von dort nach Diyarbakir gegangen. Auf der ganzen Strecke haben wir die Spuren der armenischen Grausamkeiten sehen könne. Sie haben die Menschen auf alle möglichen Arten gefoltert. Sie haben die Häuser überfallen, Frauen und Mädchen zusammen gesammelt und in das Haus von Ziya Bey gesteckt und sie wiederholt vergewaltigt. Die getöteten Menschen haben sie in Brunnen geschmissen, sogar den Brunnen vor der Moschee haben sie mit Leichen gefüllt.
Als Cevted Pascha das erste Mal in Van eintraf, hat er 130 dieser Frauen, die nicht flüchten konnten, weil ihre Männer sich im Krieg befanden und sie keine Reittiere zur Flucht besaßen und gefangen genommen wurden, in die Obhut der Gendarmen übergeben und sie nach Diyarbakir geschickt. Ca. 30 dieser Frauen wohnten sogar in unserem Haus. Sie verdienten ihren Lebensunterhalt mit Spinnrocken. Sie erhielten auch eine Ration. Nach deren Erzählungen konnte man sich die Grausamkeiten der Armenier gar nicht vorstellen. Den Männern wurde die Haut abgezogen, die Glieder abgeschnitten. Die Frauen wurden vergewaltigt und auf Pfähle gesetzt.
Wir sind nach vier Jahren nach Van zurück gekehrt. Zuerst sind wir zwei Jahre geblieben und dann haben wir uns nach Van begeben. Als die Russen aber die Stadt besetzten, mußten wir wieder flüchten. Dieses Mal sind wir bis nach Siirt ausgewandert. Als wir zurückkehrten hatten ca. 200-250 armenische Familien sich auf der Insel Çarpanak verschanzt. Sie hofften, daß die Türken sowieso wieder gehen und sie Van wieder besiedeln könnten. Viele dieser waren Handwerker. Allerdings wurden sie mit einem später erlassenen Gesetz in Schutz genommen und seitens der Regierung nach Eriwan geschickt.
Auf der anderen Seite war Van, wo sieben Mal der Feind einzog, bis auf die armenischen Stadtviertel, total ruiniert. Wir haben Van neu aufgebaut.
Seyh Cemal Talay
Name des Vaters: Cimsid Name der Mutter: Fatma Geburtsort: Van Geburtsdatum: 1901
Die Armenier erhielten von den Russen Waffenhilfe. Die Übergriffe der Armenier nahm Anfang des Jahres 1915 zu, die unter der Förderung von England, Frankreich und Amerika, die in Van Konsulate hatten, von den Russen mit Waffen versorgt wurden. Ich war zu dieser Zeit 13 Jahre alt. Die Russen leisteten Waffenhilfe auf geheimen Wegen. Sie wurden mit modernen Waffen versorgt, die unter den Zucker und Petroleumfracht der Schiffe, die aus Rußland kommend im Hafen von Trabzon gelöscht und mit Kamel-Karawanen nach Van transportiert wurden.
Auf dem Stadtplatz wurden die Waren aus der Karawane verteilt und die in den Petroleumbehältern versteckte Waffen wurden insgeheim den armenischen Milizen übergeben. Der Führer der armenischen Aufständischen in Van war Aram Pascha, aber auf den Namen des Führers des Taschnak Komitees kann ich mich nicht erinnern. Alle erhoben Ansprüche auf Land mit Van als Zentrale. Die XI. Division war in Van positioniert. Als auf Grund der Mobilmachung unsere Militärkräfte nach Erzurum abgezogen wurden, haben die armenischen Banden, hiervon ermutigt, ihre Aktivitäten hier verstärkt und fingen an die muslimische Bevölkerung zu tyrannisieren.
Die Rebellen überfielen muslimische Dörfer und Stadtviertel. Wir hatten gegen sie nur ein Bürgerwehr aus alten Männern und das Einberufungsalter noch nicht erreichte Jungen in der Führung von Imam Osman Hoca aus Diyabakir entgegen zu stellen. Jetzt will ich einen der Vorfälle, an den ich mich erinnern kann erzählen. Wir besuchten mit den Armeniern die selben Schulen. Einige Schüler, die der armenischen Untergrundbewegung angehörten, haben ein Freund von uns, den Rüsdü, unter dem Vorwand Hausaufgaben zu erledigen, von Zuhause abgeholt. Die Schule befand sich neben dem Regierungsgebäude. Sie brachten den jungen Burschen auf die Isitma Brücke beim Industrieviertel. Nachdem sie sich an ihm vergingen und auf üblichste Weise beleidigten, brachten sie ihn um. Seine Familie hat am nächsten Tag seine Leiche gefunden.
Sie haben für diesen Jungen auch ein Volkslied gedichtet. Wir hatten Milizen, sie befanden sich in der Mahmut Aga Kaserne, gegenüber dem jetzigen Städtischen Krankenhaus Van. Einen Tag, bevor der Krieg mit den Armeniern ausbrach, hielten unsere Milizen Wache. Aber die Armenier hatten sich in der Nacht vorbereitet. Sie hatten Löcher in die Wände der Regierungsgebäude gebohrt und hatten sich verschanzt. Unsere Milizen wurden, als sie sich für das Morgengebet am Bach (Kara Mehmet Bach) wuschen, im Kugelhagel erschossen.
Viele unserer Milizen fielen dort. Die Kämpfe zwischen der muslimischen und der armenischen Bevölkerung hatten nun angefangen. Alle waren auf der Straße. Es herrschte ein Durcheinander. Wir begaben uns in die Schule. Wir hatten zwei Lehrer, einer aus Saloniki, der andere aus Edirne (Adrianopolis). Sie sagten zu uns "Kinder die Schule fällt aus, lasst uns Abschied nehmen, vielleicht sehen wir uns nicht wieder". Sie rieten uns, auf dem Heimweg die Nebenstraßen zu benutzen, damit wir nicht armenischen Kugeln zum Opfer fielen. Wir verließen die Schule, aber wir folgten mit einigen Freunden unserem immer benutzten Weg. Wir sahen, daß in Tebrizkapi die Waffen und Munitionsarsenal geöffnet war und der muslimischen Bevölkerung Waffen verteilt wurden, um gegen die armenischen Banden entgegen zu stehen. Da sahen wir, daß einige Armenier von hinten auf die Burg stiegen.
Das haben wir dem Mann, dem die Waffen verteilte, gesagt. Er ließ die Munitionskiste aus der Hand fallen und schoß von Analikiz aus auf die Armenier. Die Armenier flüchteten. Am 2. -3. April 1331 (1915) fing der Krieg an. Die Russen hatten im Jahre 1330 (1914-1915) die Front noch nicht durchbrechen können. Aber sie gingen durch Çaldiran - Bahçesaray und umzingelten unsere Soldaten von Hinten. Sie richteten im Dorf Molla Hasan ihr Quartier ein. Wenn auch versucht wurde, von hier aus unseren Soldaten Munition zukommen zu lassen, kamen die Jugendlichen und alten Männer, die hiermit beauftragt waren, wegen der Kälte nicht voran. Viele von ihnen sind wegen der schlechten Witterungsverhältnisse ums Leben gekommen.
Auch wir konnten uns nirgends wohin bewegen. Aber im Frühjahr drehten die Armenier völlig durch. Am 10. Mai 1331 (1915) hatten auch die Russen sich in Richtung Van in Bewegung gesetzt. Darauf hin haben wir auf Befehl des Gouverneurs Cevdet Bey die Flucht ergriffen. Wir haben nur das mitgenommen, was im Krieg mitzunehmen ist und haben uns auf den Weg gemacht. Die armenischen Grausamkeiten hatten solche Maße angenommen, daß nicht einmal Alte, Kranke, Gefangene, Frauen, Kinder sich retten konnten. Die Grausamkeiten waren derart, daß sogar deren Hauptverbündete, die Russen versuchten, die Armenier davon abzubringen.
Meine Großmutter Mihri war nicht mit uns ausgewandert, weil einer meiner Onkel gelähmt war. Meine Großmutter, die bei diesen Vorfällen verstummte, hat später mit Zeichen uns mitgeteilt, daß man meinem Onkel den Schnurrbart zusammen mit Lippenfleisch abgeschnitten hat. Sie haben sie in das Haus von Ziya Bey gebracht, das zu einem Gefangenenlager umgewandelt worden war. Die Gefangenen dort erlitten verschiedene Folter, bis die Russen kamen.
Unsere Familie ging mit 23 Personen in Flucht. Viele unserer Familienmitglieder haben wir auf dem Weg nach Bitlis, Urfa verloren. Nur zwei Personen konnten zurück nach Van. Die erste Station bei unserer Auswanderung war Bitlis. In elf Tagen hatten wir Bitlis erreicht.
Dann begaben wir uns nach Siirt und blieben einige Monate, dort hatten wir Verwandte. Auf die Nachricht hin, daß die Russen sich näherten, haben wir uns wieder auf den Weg gemacht. Wir gingen nach Diyarbakir. Auf dem Weg haben wir an Durst und Hunger gelitten. Wir waren eine Gruppe von 250 Personen. Wir sind nach Kurtalan, dann nach Diyarbakir gegangen. Und dann haben wir uns in das Dorf Kebir begeben. Aber wegen der großen Hitze konnten wir uns nicht lange aufhalten. Wir begaben uns wieder auf den Weg, um nach Van zurückzukehren.
Als wir in Zoh (Kurtalan) ankamen, haben wir erfahren, daß die Russen erneut in Van eingezogen sind, worauf wir uns wieder nach Siirt begaben. Im Frühjahr 1332 sind wir nach Bagdad gegangen. Als die Engländer dort vorankamen, sind wir nach Mardin weitergereist. 1333 sind wir in Urfa angekommen. Die Franzosen, die in Urfa einzogen, haben die Armenier aus Aleppo in die Stadt gebracht und mit Grausamkeiten an Muslime begonnen. 22 Tage haben wir sie bekämpft. Das Ergebnis ist bekannt.
Sie haben verloren. Im Oktober 1337 konnten nur wir zwei Brüder von unserer aus 23 Personen bestehenden Familie Van erreichen, was wir am 20 Mai 1331 verlassen hatten. Van war vollständig zerstört. Nur die Häuser der Armenier waren noch vorhanden. Als die türkische Armee in Van einzog waren ca. 2.000 armenische Handwerken, die Angst hatten, das die Grausamkeiten, die sie der türkischen Bevölkerung angetan hatten, gerächt werden, auf die Insel Adir geflüchtet. Die türkische Regierung hat dafür gesorgt, das sie sich in Sicherheit nach Eriwan begeben konnten.
Salih Tasci
Name des Vaters: Mirza Name der Mutter: Hane Geburtsort: Van Geburtsdatum: 1883
Die Armenier, die mit Hilfe der Russen rebellierten, fingen einen Krieg gegen die Muslime an, mit denen sie jahrelang zusammengelebt haben. Sie beabsichtigten uns Land wegzunehmen und einen Staat zu gründen. Die Armenier, die unterirdische Gänge errichtet hatten, konnten sich ungestört hier aufhalten, nach dem sie ihre Morde begangen haben. Sie haben in Van, in der Burg und auf den Dörfern große Grausamkeiten begangen.
Sie hatten einen Führer mit dem Namen Aram Pascha. Wir verloren gegen die mit reichlich Waffen und Munition ausgestatteten Armeniern, worauf, um nicht noch mehr Verluste zu erleiden, beschlossen wurde, auszuwandern. Ein Teil des Volkes ging auf dem Landweg nach Bitlis, ein Teil nahm den Seeweg, diejenigen, die nicht auswandern konnten wurden in Massen ermordet.
Die Auswanderer aus Van verteilten sich auf die gesamte Türkei. Sie gingen nach Bitlis, Diyarbakir, Elazig, Nazilli, Burdur. In den Dörfern von Van fanden größere Grausamkeiten statt. In den Dörfern haben Russen und Armenier die Straßen besetzt. Sie haben die Männer ermordet, die Frauen vergewaltigt. Die armenischen Banditen aus den Dörfern haben sich danach in Van gesammelt und hier ihr Unwesen weiter betrieben. Kurz, es war eine Katastrophe. Am Van See gab es früher Segelschiffe. Sie hatten soviel Grausamkeiten begangen, daß sie vom Ermorden müde waren.
Die Menschen, die sie auf die Schiffe einbefrachtete schmissen sie lebendig ins Wasser. Die Armenier haben unsere Alten mit Nägel an ihren Stirnen und Händen an Wände genagelt. Wir haben uns zur Wehr gesetzt und gekämpft, wie es unsere Kraft es erlaubte. Natürlich, haben wir es getan, wenn der Krieg es erforderte. Aber außerhalb des Krieges wurde keinem Armenier etwas zuleide getan, Frauen und Kindern schon gar nicht.
Aber die Armenier haben sich so verhalten, wie es von Armeniern zu erwarten ist. Als ich nach 6-7 Jahren aus dem Militär (iranische Front) kam (1921), habe ich Van als eine Ruine vorgefunden. Die türkischen Stadtviertel waren von den Russen und Armeniern in Brand gesteckt, die Besitztümer der muslimischen Bevölkerung geplündert worden. In den armenischen Stadtvierteln dagegen gab es nicht ein einziges abgerissenes Haus. Van war total leer.Einzelne Muslime trafen ein. Jeder hat sein Haus wieder aufgebaut, wir haben die Stadt wieder errichtet.
Bekir Yörük
Name des Vaters: Yusuf Name der Mutter: Van Geburtsdatum: 1900
Wir wohnten mit den Armeniern im selben Stadtviertel. Wir wohnten im Stadtviertel Norschin mit ihnen zusammen und vertrugen uns gut miteinander. Bis die Russen eingriffen. In diesen Tagen haben armenische Jugendliche (die Tigas) mit Ermutigung der Russen, Untergrundbewegungen gestartet und fingen mit ihren Angriffen an. Sie haben den Kommissar Nuri Efendi getötet und im Geschäftsviertel in den Kanal geschmissen. In Hasbagi haben sie einen Postbeamten ermordet und das Telefon ihm auf die Brust gelegt.
Ein Gebäude, worauf heute ein Bad errichtet ist, wurde bombardiert und unter den Ruinen sind 20 Menschen ums Leben gekommen. Die konstitutionelle Periode wurden ausgerufen und der Mufti und der Mönch hatten sich die Hände gereicht und erklärt, daß Muslime und Christen Brüder seien. Tahsin Bey war damals Gouverneur in Van, der Mufti mußte in Tränen die Hand annehmen. Allerdings haben die Ereignisse sich gegen uns entwickelt. Die Aufständischen haben ihre Angriffe immer mehr verschärft, die Rebellion nahm ihren Anfang.
Wir haben in Hasbagi 29 Tage gegen die Armenier gekämpft. Wir hatten keine Waffen. Als die Division nach Erzurum ging, waren wir total schutzlos geblieben. Die nach der Erklärung der konstitutionellen Periode in die Armee aufgenommenen Armenier haben uns mit unseren eigenen Waffen geschlagen. Diejenigen, die in der Armee geblieben waren, haben unsere Soldaten von hinten angefallen. Wir, die Alten und heranwachsende Jugendliche, die in den muslimischen Stadtvierteln geblieben waren, gingen bis zum frühen Morgen auf Patrouille. In dieser Zeit haben sie die Kaserne bombardiert. Die Russen haben als Hilfeleistung Kübel voll Gold geschickt.
Dieser Kampf hatte 29 Tage, bis zum Eintreffen der Russen angedauert. Die alten Armenier wollten diesen Kampf nicht. Denn die Reichen und wohlständigen in Van waren die Armenier. Sie hatten im alten Van zahlreiche Läden, worin Stoffe aus Europa verkauft wurden, sie hatten ca. 1000 Geschäftsläden. Sie waren Händler und hatten Reichtümer. Als diese Ereignisse passierten, kamen die Leute aus den umliegenden Dörfern und Städten nach Van. Diese Geschäfte waren innerhalb von ein paar Tagen verschwunden.
Wir sind dann mit 50 Schiffen aus Van ausgewandert. In drei der Schiffe befanden sich verwundete Soldaten. Cevdet Pascha hat das Volk in die Schiffe steigen lassen. Wir sind dann auf die Insel (Adir) gegangen. Hier wurden die armenischen Jugendlichen (Tigas) in unterirdischen Räumlichkeiten ausgebildet. Auf dieser Insel haben wir uns 9 Tage aufgehalten. Ein Teil der hölzernen Segelschiffe wurden von den Wellen zerstört. Auf der Insel waren Brunnen und zwei Öfen. Niemand nahm von hier (Van) etwas mit. Wir haben an Hunger gelitten und wir waren verwahrlost. Auch mein großer Bruder war Offizier. Er kam verwundet aus Erzurum. Sie hatten einen Leutnant als Kommandant. Mein Bruder, der der Meinung war, daß die Armenier uns niedermetzeln werden, hat ihn überzeugen können. Wir haben mit 10 Schiffen diesen Ort verlassen. Sehr weit kamen wir nicht. Wir strandeten vor Ahlat. Unter schwierigen Bedingungen konnten wir erst am nächsten Tag in Tatvan ankommen.
An dem Tag, als wir aufbrachen, haben die Armenier alles in Brand gesetzt. In Van waren verwundete Soldaten, die aus allen Ecken der Türkei kamen. Die Armenier haben die aus Mietwohnungen umgebauten Krankenhäuser, wo diese Soldaten lagen, in Brand gesteckt. Daher liegen hier Märtyrer aus 67 Provinzen, die Gegend hier ist heiliger Boden.
Mein Onkel war sehr alt, er hieß Teren Aga. Als wir Van verließen, konnten wir ihn nicht mitnehmen. Ihn selbst, seine Frau, seine Tochter und zwei Enkel (der Mann seiner Tochter war im Bach ertrunken und die Schwiegereltern hatten die Schwiegertochter nicht gelassen). Die armenischen Tigas haben mein Onkel und diese Kinder mit Äxten erschlagen. Die Tochter hatte sich in eine amerikanische Schule gerettet (hier gab es Konsulate der Ausländer. Als die Vorfälle sich verstärkten, haben sie es verlassen und sind gegangen). Aber die Armenier haben auch sie getötet, in dem sie die Frau aus dem zweiten Stock herunter schmissen. Wir sind von Tatvan nach Bitlis übergewechselt. Etwa zwei Monate blieben wir dort.
Als die Russen kamen, haben wir uns wieder auf den Weg gemacht. Wir gingen zuerst nach Hizan, von dort nach Diyarbakir. Als wir weg gegangen waren bekam mein Onkel Ömer Bey, der Kommandant der Gendarmerie und stellvertretender Gouverneur war, Berichte. Da gab es einen, der hieß Mansur Çavus, als er weinend Berichte überreichte, frage er nach dem Grund: Drei Tage, nachdem Van geräumt war, gingen wir die Gefallenen zu sammeln. Sie hatten hundertet von alten Frauen auf Pfähle gesetzt. Mit ihren Tüchern auf dem Kopf sahen sie aus, als ob sie saßen. Als wir näher an sie heran gingen, sahen wir, daß sie gepfählt waren.
Muslimischen Zeugen dieser Tausenden von unbegreiflichen und barbarischen Vorkommnisse haben es in Tränen dem Ömer Bey berichtet. Und er hat es Mustafa Kemal berichtet. Am Ende kamen die Russen. Nicht einmal sie haben diese Grausamkeit hinnehmen können, was vier Fünftel von Van erleiden mußte.
Außer von den Armeniern ermordeten, sind auch viele bei der Auswanderung ums Leben gekommen. Viele sind verhungert und Krankheiten auf dem Weg erlegen. Niemand hatte ja etwas mitgenommen, als Van verlassen wurde. Als wir nach drei Jahren aus der Flucht zurück kamen, haben wir muslimische Stadtviertel in Van in einem ruinierten Zustand vorgefunden. Aber armenische Besitztümer waren noch heile. In Van lebten bei unserer Rückkehr ca. 2000 Armenier. Als die Türken zurückkehrten, flüchteten sie auf die Insel. Später (nach 2 Jahren) hat die Regierung sie nach Eriwan geschickt.
Ibrahim Sargin
Name des Vaters: Halil Geburtsort: Van-Zeve Geburtsdatum: 1903
- Ich stamme eigentlich aus dem berühmten Dorf Zeve, wo die Armenier das große Massaker angerichtet haben. - Wie alt waren sie, als die Armenier rebellierten? - Ich hatte damals mein 11. Jahr beendet. - Waren ihre Mutter und Vater noch am Leben? - Ja, sie waren noch am Leben.. - Waren auch sie Opfer der armenischen Grausamkeiten? - Das werde ich gleich erzählen. Aber vorher möchte ich versuchen, die Lage der Armenier ihnen zu erklären..
Was für Schurken die Armenier und die Russen sind, ist bekannt, und daß sie Banden gegründet haben um das Osmanische Reich in den Rücken zu fallen, ist auch bekannt. Zu dieser Zeit hatten die Griechen die Armenier zu Tributzahlung verpflichtet. Die Armenier zahlten dem Osmanischen Reich ein Goldstück Steuern. Von denen die es nicht hatten, also von den Armen wurden fünf Mecidiye's erhoben.
Dies hat zur Zeit des Sultans Hamid und Resat einige Veränderungen erfahren. Da hieß es: "Armenier und Muslime werden die gleichen Rechte haben. Sie werden Brüder". Mit diesem Gesetz wurde gesagt: "Ich hebe die euch auferlegten Steuern auf. Ihr seid nun uns gleichgestellt. Ihr seid nun Gebrüder". Man feierte es, armenische und unsere Geistlichen umarmten und küßten sich. Allerdings wurde zu dieser Zeit auch beschlossen, daß die Armenier, wie wir, ebenfalls zum Militärdienst einberufen werden.
Von ihnen wurde verlangt, daß sie unsere Schulen besuchen. Der Sultan wußte an und für sich sehr gut, was für Schurken und Verräter das sind. Man darf denen keine Gelegenheit geben. Sobald sie die Gelegenheit hatten, haben sie Untergrundbewegungen organisiert. Nachdem sie sich organisiert hatten, sagten sie, lasst uns aus Frankreich, England Geld, aus Rußland Waffenhilfe beantragen. Lasst uns mit den Russen zusammenarbeiten. Die Russen sollen uns Waffen und Munition zukommen lassen, damit wir uns bewaffnen und die Osmanen vom Inland zerstören.
Die Russen können von Außen her zuschlagen. Was haben die Russen gemacht? Sie haben aus Ofenrohren oder 4 - 5 mm starken Ofenblechen Behälter hergestellt. Diese waren ein Meter in der Höhe und einen halben Meter in der Breite. Einige unserer Bedürfnisse und Petroleum bezogen wir aus Rußland und die Russen haben in diese Behälter Waffen und Munition und darauf Petroleum gefüllt und mit Kamelen den Armeniern Waffen zu kommen lassen. Nachdem auf diese Art die Waffen aus Rußland kamen, haben sie auch ein Komitadschi, kommen lassen. Der hieß Aram. Der war auf einem Augeblind.
Sie haben ihn Aram Pascha benannt. Das war ein russischer Armenier. In die Gegend um Mus haben sie jemanden mit dem Namen Antranik gebracht und den haben sie Antranik Pascha benannt. Auch im Dorf Karagündüz bei Erçek gab es einen armenischen Untergrundsführer der den Aliasnamen Sahin führte. Diese haben in diesen Regionen Untergrundbewegungen organisiert, die türkische Grenze passiert, türkische Dörfer überfallen, Türken getötet und sich wieder zurück gezogen. Sie kamen mit Pferden und führten Waffen in das Land ein.
- Können sie den Namen der Stadt wiederholen?- Sie heißt Erçek.- Können sie sich an die Namen der Organisationen und deren Führer von damals erinnern? - Die Namen von einigen habe ich vorhin genannt. An weitere erinnere ich mich nicht. Sie haben sich auf diese Weise bewaffnet. Sie kamen auf Pferden. Sie haben das Dorf Sisanus zum Lager gemacht, danach das Dorf Iskele, es war vollständig armenisch. Hierher sind sie gezogen. Ferner gibt es auf diesem See große Schiffe, sie können 500 - 600 Personen tragen.
Die Waffen wurden auf diesen Schiffen nach Adilcevaz, Ahlat, Ercis und Gevastransportiert. Und ein Teil wurde nach Tatvan und von dort nach Mus und Bitlis transportiert. Mit diesen Waffen haben die Armenier sich voll aufgerüstet. Sie fingen dann an, Banden zu gründen. Besser gesagt, sie haben Rebellen ausgebildet und sie auf den Inseln Akdamar, Çarpanak und Kadir versteckt. Diese Rebellen haben sich später in die Umgebung verteilt und fingen an, die Bevölkerung zu beschimpfen und aufzuhetzen. Sie sagten, daß sie sich mit den Russen gut stellen müßten.
Nachdem die Russen dem Osmanischen Reich den Krieg erklärten, haben unsere Soldaten sich von hier gänzlich zurückgezogen. Ein Teil ging an die Front in Kaukasien, ein Teil an die iranische Front. Allerdings gingen die armenischen Soldaten mit unseren Soldaten gemeinsam an die Front. Der Krieg begann und war im vollen Gange. Unsere Soldaten merkten, daß sie von hinten beschossen werden.
Die Ärzte sagten, daß die Soldaten von Vorn angeschossen werden müssen. Warum haben sie Wunden auf dem Rücken? Da merken sie, daß die armenischen Soldaten unsere Soldaten erschossen, sobald sie die Gelegenheit hierzu hatten. So haben sie vielleicht Tausende unserer Soldaten erschossen. Als man dahinter kam, war es schon zu spät. Ein Teil dieser Verräter konnte gefaßt werden. Aber ein Teil ist zur russischen Armee übergegangen. Dieser Krieg hat 2,5 Jahre gedauert. Die Lage unserer Soldaten war ziemlich schlecht. Sie waren gezwungen, sich zurückzuziehen. Somit konnten die russischen Soldaten voranschreiten.
Als die Russen in der Çaldiran Ebene ankamen, sagten sie dem in der Herrschaftszeit von Sultan Hamid gegründetem Regiment Hamidiye "Ich will, das ihr Soldaten stellt, Waffen stelle ich, Soldaten ihr. Ihr verteidigt dieses Gebiet"
Ein Soldat, der hörte, daß die Russen in Çaldiran sind, lief sofort in sein Dorf (Derebey) und rief dem Dorfvorsteher "Warum bestellt ihr eure Äcker. Die Russen sind in Çaldiran. Sie werden Heute oder Morgen hier sein. Lauft weg oder ihr werdet alle getötet werden". Daraufhin sammelten sich die Dorfbewohner und nahmen etwas zum essen und zum liegen und machten sich in Richtung Van auf den Weg. Sie kamen erst im Dorf Zorava an, es war ein tscherkessisches Dorf.
Die Dorfbewohner fragten nach, was los sei, bekamen als Antwort: " Die Russen sind in Çaldiran eingezogen und bewegen sich nach Muradiye. Wir gehen nach Van. Die Dorfbewohner sagten "Dann kommen wir auch mit". Diesem Konvoi schlossen sich später die Dörfer Hakis, Zorava, Derebey, Sih Ömer, Sih Kara, Sihayne, Hidir, Göllü, also insgesamt 8 Dörfer an. Allerdings wußten sie nicht, daß Van geräumt war und die Bewohner ausgewandert waren.
Hier gibt es die Everek Ebene. Als sie dort ankamen, traten ihnen Armenier in den Weg. Auf armenisch sagten sie "He ihr Dummen, wo geht ihr hin?" Worauf die anderen antworteten "Wir gehen nach Van, wohin Van auch aussiedelt, da gehen auch wir hin." Daraufhin beschimpften und beleidigten die Armenier sie auf die übelste Art. Sie sagten "Die Türken haben seit 6 - 7 Tagen Van geräumt, sie sind ausgewandert.
Die Ära von Cevdet Pascha ist seit langem vorbei. Jetzt ist die Regierung von Aram Pascha gegründet worden. In Van sind alle Verwundeten in Krankenhäusern sowie Frauen und Kinder abgeschlachtet. Moscheen wurden angesteckt. Kasernenabgerissen. Wir haben alle in Van gebliebene Muslime abgeschlachtet. Nur 20 - 30 Frauen waren über und diese haben wir Aram Pascha zurückgelassen." Der tscherkessische Ibo sagte "Wir sind gefangen, lasst uns in das Dorf Zeve (das ist mein Dorf) gehen.
Zeve liegt nahe am See. Dort können wir ein Schiff bekommen und unsere Kinder retten. Dieser Konvoi ist so in unser Dorf gekommen. Wir sahen, daß sie mehr als 2000 an der Anzahl waren. Als wir fragten "Was ist los?" sagten sie "Wir wollten nach Van, aber die Armenier haben sich uns in den Weg gestellt und gesagt, daß die in Van ausgewandert sind. So sind wir hierhin gekommen, in der Hoffnung, das wir vielleicht unsere Kinder retten können."
Es war Frühling, daher war es nicht leicht diese Menschen unterzubringen. Dennoch haben wir es geschafft. Wir haben sie in Häuser, Heuböden und in Zelte untergebracht. Sie waren mehr als 2000 und 500 wir. So haben wir uns eingerichtet im Dorf. Als dann die Armee zerfiel, kamen auch unsere Soldaten mit ihren Waffen in ihre Dörfer zurück. Aber in welchem Zustand? Total verwahrlost.
Auch sie wurden hier untergebracht. Unter ihnen waren mein Bruder Necip, mein Cousin Mustafa, mein Schwager Mehmet, wieder mein Cousin Ilyas, Recep Çavus, der Sohn von Saban Aga, Seyyat, der Sohn von Acemoglu Mustafa, Sükrü Çavus, der Sohn von Acemoglu Emrah. Sie waren bis auf die Knochen abgemagert. Sie haben sich ausgezogen und die Flöhe mit den Fingernägeln entfernt. Mein Onkel Yusuf war Friseur, sie haben erst ihre Köpfe mit warmem Wasser gewaschen, dann hat mein Onkel ihnen die Kopfhaare rasiert.
Glaubt mir, das Blut die sich festgefressene Flöhe lief ihnen das Gesicht herunter. Das alles dauerte zwei Tage. Am dritten Tag hatte der Hodscha des Dorfes zum Morgengebet gerufen. Einige gingen zum Gebet, anderen ihrer Arbeit nach. Mitten im Dorf fließt ein Bach. Er kommt aus der iranischen Grenze. Im Frühjahr, wenn die Schneeschmelze beginnt, entwickelt sich der Bach zu einem See. Dennoch wußten wir nicht ganz genau, woher dieses Wasser kam. Auf der anderen Seite des Baches haben wir eine Frauenstimme wahr genommen.
Die Frau rief "ist niemand da, der mir rüber hilft?" Daraufhin bestieg mein Onkel sein Pferd und ritt auf die andere Seite. Dort angekommen sah er, daß es sich um Esma, die Tochter von Acemoglu Ahmet handelte. "Mensch Esma, wie siehst du aus?" Sie hatte geheiratet und war in das Dorf von Molla Kasim als Braut gegangen. Esma sagte darauf hin "Efendi, bring mich auf die andere Seite, ich werde es euch erzählen." Er ließ sie hinten aufsitzen und brachte sie her. In der Zwischenzeit hatten sie die aus dem Gebet angesammelt. Sie sagte zu ihnen "Hamid haben sie geschlachtet. Auch Molla Kasim und Ayanos. Heute oder Morgen werden sie hier sein.
Seht zu daß ihr euch rettet". Daraufhin sagte Server Hoca "Freunde, wir sind Muslime, wir wollen nicht tatenlos sterben. Schaut, wir haben 60 Waffen und auch 2 Kisten Munition. Auch die 8 - 9 Soldaten, die gekommen sind haben Waffen und Munition. Lasst uns Widerstand leisten". Diesen 60 Waffen und 20 Kisten Munition war uns vom Cousin meines Vaters, Milizführer Hoca Osman geschickt worden, der mit Cevdet Pascha zusammen war. Diejenigen, die das hörten, verschanzten sich auf den Hügeln, die über dem Dorf liegen. Die Hügel sind oben an der Spitze eben. Unten sind Wiesen. Sie warteten auf die Armenier. Nun war die Zeit gekommen.
Die Armenier haben das Dorf aus drei Seiten umzingelt und griffen an. Unsere Leute haben bis zum Mittag mit den Armeniern gekämpft. Sie riefen Allah und stürmten, die Armenier lösten sich auf. Ein Teil flüchtete in das Dorf Mermit, ein Teil in das Dorf Vadar. Sie zu verfolgen, brachte nichts. Es gab das Dorf und andere armenische Dörfer. Dies war ein armenisches Dorf mit 400 Familien. Sie haben die Armenier aus diesem Dorf gesammelt und den Krieg wieder aufgenommen. Bis zum Nachmittagsgebet dauerte der Kampf.
Danach, auf der Erzurum Straße, die aus Van kommt, sahen sie, daß ca. 200 Reiter sich näherten. Unsere Leute sagten "Es müssen osmanische Soldaten sein , die die Schießerei gehört haben und uns zu Hilfe eilen." Allerdings stellten sie dann fest, daß es sich um russische Armenier handelt. Sie hörten die Waffen und eilten herbei. Bis zum Abend hielten sie inne, dann nahmen sie den Krieg wieder auf. Unseren Leuten ging allmählich die Munition zur Neige. Die Armenier, die es ausnutzten, zogen in das Dorf ein. Eine Menschenmenge von ca. 2000 - 3000 an der Anzahl versuchte zu flüchten. Das Dorf brannte. Sie warfen kleine Kinder in die Luft und hielten ihre Bajonette darunter.
Die Bajonette durchbohrten die Körper der Kinder, die Kinder fielen wie Küken schreiend auf die Erde. Ein Teil der Frauen schmissen sich in das Gewässer. Sie haben Heu in Brand gesteckt und einen Teil unserer Frauen und Kinder haben sie in das Feuer getrieben und sie verbrannt. Den anderen wiederum haben sie wie Schafe die Hälse durchgetrennt. Nicht ein Kind war am Leben. Wie ich mich hab retten können, werde ich euch natürlich noch erzählen. Sie haben alles vernichtet und weiter gemacht bis kein Überlebender mehr war. Den Soldat Seyyat haben sie hingelegt, ausgezogen und am Schulter angefangen beim lebendigen Leibe die Haut abzuziehen. Dann sagten sie "Sultan Resat hat dich befördert und du hast Medaillen auf die Schulter bekommen".
Sie haben ihm die Arme abgeschnitten. Sie haben ihm die Seiten aufgeschnitten und Taschen dahin gemacht. Nachdem sie das gesamte Dorf massakriert hatten, haben sie auch den hübschesten 6 Frauen des Dorfes, Seher, die Tochter meines Onkels, Esma, die Frau des Dorfvorstehers, Hayriye, die Schwiegertochter vom Schwager meines Vaters, Ayse, die Frau meines Onkels Ismail, und die Güllü getötet. Asvador, Sohn von Kirbele kam während des Massakers zu uns und rettete meine Mutter, meine Schwester und mich, in dem er zu den Armeniern sagte "faßt diese hier nicht an". Mein Vater war eine bekannte Persönlichkeit.
Er hatte diesem Asvador, Sohn von Kirbele viele Gefallen getan. Er hatte das Leben von Kirbele gerettet. Mein Vater hatte zwei Frauen. Die jüngere seiner Frauen war meine Mutter. Mein Vater befand sich als Soldat im Iran. Nachdem die Armenier das gesamte Dorf massakrierten, zogen sie ab. Asvador holte uns später aus unserem Versteck heraus. Die Verletzten schrien um Hilfe, um Wasser. Dieser Armenier brachte uns in das Bardakçi. Eine Zeitlang blieben wir in diesem Dorf. Seher, die Tochter meines Onkels erzählte uns: "Wenn es Abend wurde kamen die Armenier zu uns. Von den 150 Frauen suchten sie 10 - 11 aus brachten sie weg. Sie vergingen sich bis zum frühen Morgen an ihnen. Diese Frauen wurden derart vergewaltigt, das sie blutüberströmt zurück kamen. Sie konnten die Beine nicht zusammen bringen und nicht sitzen".
Sie erzählte weiter "Eine Frau war beim Brot backen. Der Armenier, der dahin kam, fragte was sie mache, worauf die Frau antwortet, daß sie Brot backe. Der Armenier sagte "Brauchst du kein Kebap" und stach seine Bajonette in das Kind der Frau und schmiß es in den Ofen. Das Kind fing an zu brennen. Sie haben vor den Augen der Frau ihr Kind bei lebendigem Leibe verbrannt.Während dessen wurde in Van die russische Regierung gegründet und Aram Pascha wurde zum Oberhaupt ernannt. Später machten sie eine Bekanntmachung "Jeder kann kommen und in Van kostenlos Verpflegung in Empfang nehmen".
Mein Vater kam in dieser Zeit mit der Division unter der Führung von Halil Pascha in das Dorf Hacik, wo mein Onkel sich befand. Von dort gingen sie in die Stadt Hosap. Als mein Onkel von dieser Bekanntmachung hörte, kam er nach Van. Da sah er, daß Van total zerstört und abgebrannt worden ist. Früher befand sich die Stadt an der Burg. Die Gebäuden, Kasernen, Moscheen, Bäder und öffentliche Gebäude haben sie niedergebrannt. Mein Vater begab sich hier in dem Stadtviertel Haçbahan. Hier gab es armenische Geschäfte und Läden. Zufällig sah Asvador meinen Vater und sagte zu ihm "Guten Morgen Halil Aga". Mein Vater antwortete "Gleichfalls Asvador, was gibt es für Neuigkeiten aus dem Dorf?" Asvador antwortete darauf "Was solls schon sein, Zeve hat man total abgeschlachtet".
Nur deine jüngere Frau, dein Sohn und Tochter Mürüfe sind bei uns. Wann du auch willst, kann ich sie dir übergeben. Mein Vater sagte darauf hin "Du hast mir eine Güte erwiesen. Wenn ich komme, so schlachten die Armenier auch mich. Bring sie mir, damit ich sie weg bringen kann". Als Asvador am Abend zu uns kam sagte er "Macht euch fertig, heute habe ich Halil Aga gesehen, ich werde euch zu ihm bringen". Am nächsten Morgen ließ er uns auf einen Ochsenkarren aufsteigen und brachte uns nach Van zu meinem Vater. Diesen Tag kann ich nicht vergessen. Mein Vater hat uns in Empfang genommen und nach Hosab gebracht. Lange hielten wir uns hier nicht auf, denn die Armenier überfielen jeden Tag ein anderes Dorf. Viele Menschen sind entweder in den Iran oder nach Mardin und Diyarbakir ausgewandert. Sie versuchten ihr Leben zu retten.
- Herr Ibrahim, können sie uns etwas über die Vorfälle in Van erzählen? In Van traten die ersten Aufstände auf, die Burg bracht unter Kanonenschüssen zusammen, die Stadt wurde total in Brand gesteckt und in der Zwischenzeit wurde in Van eine armenische Regierung gegründet. Da sie sich allerdings in Zeve aufgehalten haben, kann es sein, daß sie die Vorfälle in Van nicht gesehen haben. Daher, wissen sie, was sich in Van abspielte?- Sie haben die Burg mit Kanonen beschossen und in Brand gesteckt. Wir hielten uns zu dieser Zeit im Dorf Bardakçi auf. Von dort haben wir den Brand in Van gesehen. Die Moscheen, Gebäude und Kasernen waren in Brand gesteckt worden. Ein Teil der in der Burg befindlichen Kanonen haben sie herunter geschmissen.
Auch die Moschee in der Burg wurde in Brand gesteckt. Es gab die Kaserne Hamitaga. Diese Kaserne haben sie bombardiert und in Brand gesteckt. Alle Muslime hier haben sie abgeschlachtet, nicht eins haben sie am Leben gelassen. Nur ein Paar Frauen waren über. Nachdem die russische Regierung gegründet worden ist, haben diese Frauen sich bei den Russen über die Armenier beschwert. Sie verlangten, daß eine Garantie für ihr Leben gegeben wurde. Daraufhin haben die Russen ihnen Wachpersonal erteilt. Denn, auf die russischen Soldaten war mehr Verlaß. Die Russen haben sich nicht an unseren Frauen vergangen. Aber die Armenier haben sich an unseren Frauen und Töchter vergangen und Junge wie Alte alle ermordet.
- Herr Ibrahim, es wird gesagt, daß die russischen Soldaten sich nicht an unseren Frauen vergingen, da sie sich im Krieg gegen die Türken befanden. Kann es so sein? - Ja das stimmt. Es gab Soldaten und Offiziere, die Türken aus Krim und Kaukasien waren. Da auch sie Muslime waren, haben sie unsere Frauen geschützt. Ja sie haben die Frauen sogar in ihre Dörfer, z. B. in das Dorf Molla Kasim gehen lassen. Während dieses Massakers haben sie von den 150 Frauen nur 30 laufen lassen. Die anderen erlitten eine Katastrophe.
Die freigelassenen Frauen blieben im Dorf Molla Kasim, bis die osmanischen Soldaten kamen. Als die Russen sich zurückzogen wollten sie, daß die Armenier mit ihnen kamen. Die aber sagten "Nein. Lasst uns eure Waffen, Kanonen und Munition und geht. Wir werden Krieg gegen die Osmanen führen". Daraufhin haben die Russen alles den Armeniern überlassen und sind abgezogen. Dann wurden die Armenier noch erbarmungsloser. Sie machten mit dem Massaker weiter. Als allerdings unsere Armee aus der Richtung Bitlis bis nach Gevas kam und die Armenier bekämpfte, fingen die Armenier an aus Van zu ziehen. Sie zogen sich von Muradiye nach Kars zurück. Sie zogen nach Rußland und in den Iran. Allerdings hatten einige Armenier ihren Platz nicht verlassen. Auf einigen Inseln im Van See waren sie geblieben.
- Gab es in ihrem Dorf Zeve armenische Familien?- Nein.- Nun, die Armenier haben mit den Russen zusammen eine armenische Regierung gegründet und gefeiert, wo befanden sie sich zu dieser Zeit?- Wir waren zu dieser Zeit in Zeve..- Wie viele Personen konnten sich mit ihnen zusammen aus Zeve retten?- Außer mir noch sechs Frauen. Sonst blieb niemand über. Wir konnten uns nur wegen einer guten Tat meines Vaters retten.
- Es wird gesagt, das eine Moschee unterhalb der Burg von Van in Brand gesteckt worden ist. Befindet sich diese Moschee in Van oder in Zeve?- Eigentlich in Van, aber auch in Zeve wurden Moscheen verbrannt. In Van wurden die Moscheen Kayaçelebi, Ulu, Hüsrev Pasa und viele Klöster in Brand gesteckt. Die Spuren sind heute noch ersichtlich. - Befanden sich Menschen in den in Brand gesteckten Moscheen in Van?- Mit Sicherheit. .- Und in den Moscheen in Zeve?- Viele wurden sowieso dorthinein getrieben oder sie waren Schutz suchend selbst dorthin gegangen. Unter ihnen befanden sich Hamza, Devris und einer aus Derebeyli.
An die Namen der anderen kann ich mich nicht erinnern. In Zeve gab es eine große Persönlichkeit: Sultan Haci Hamza. Vielleicht haben sie von ihm gehört.- Ist es richtig, daß die Türken dachten, daß die Armenier sie nicht töten, wenn sie sich in Klöster versteckten?- Sie begaben sich in Türben, nicht in Klöster. - Allerdings wird gesagt, daß sie auch die Türben in Brand gesteckt haben, ist das richtig? - Das ist richtig, auch die Türben wurden in Brand gesteckt. Nur drei Personen konnten sich retten. Sie dachten, daß alle verbrannt waren und gingen weg. Leider haben sie ohne Rücksicht auf Moschee, Türbe alles mit den Menschen darin in Brand gesteckt. Wir hoffen, daß wir so etwas nicht noch einmal erleben müssen.
Ayse Sevimli
Name des Vaters: Dervis Name der Mutter: Hayriye Geburtsort: Van-Zeve Geburtsdatum: 1897
Als die Dorfbewohner hörten, daß die Armenier kamen, trafen sie Maßnahmen. Sie hoben an den Hügeln Gräben aus. Die Regierung gab Waffen. Die Bewohner von sieben Dörfern sammelten sich in unserem Dorf. Das Dorf war vor lauter Menschen und Karren überfüllt. Eines Morgens sagte man, daß die Armenier kommen. Die Männer liefen in Stellung und fingen an zu kämpfen. Unsere Leute erhielten weder Munition noch Waffennachschub. Am Ende marschierten die Armenier in das Dorf ein. In den Stellungen sind viele gefallen. Die anderen wurden in Häuser gesteckt und die Häuser in Brand gesteckt. Weit unten gab es eine Scheune. Wir hatten uns dort versteckt. Ich kroch unter einen Korb. Die Armenier haben getötet, wen sie sahen. Auch auf die Scheune haben sie geschossen. Retten konnten sich nicht viele. Zwei weitere Frauen konnten sich retten.
Bevor sie zu uns kamen, waren sie in Bardakçi. Mitternacht gingen wir raus. Gott verschone jedermann davon. Überall war Blut, Geschrei. Ich habe gesehen, wie sie einem in die Seiten Taschen schnitten. Das war Seyyat. Als wir uns Bardakçi näherten, sahen wir, daß sie auf der anderen Seite des Baches, da wo Mehmet sein Haus hatte, auf dem Grünen fünf Männer an den Armen zusammen gebunden hatten und auf sie schossen. Als sie hinfielen, haben sie mehrmals mit Bajonetten auf sie eingestochen. Meine Mutter hat ihnen alles wertvolle und das Geld gegeben, damit sie uns nichts taten. Sie haben die Gefangenen unvorstellbarer Folter unterworfen. Wir hielten uns vier Monate in einer Kaserne auf. Später sind wir bis April 1918 ausgewandert.
Haci Zekeriya Koç
Name des Vaters: Yakup Name der Mutter: Nadide Geburtsort: Van-Ayanis Geburtsdatum: 1908
Während des armenischen Aufstands befanden wir uns in unserem Dorf Ayanis. In dieser Gegend sind nur die moslemischen Dörfer Zeve, Mollakasim und Ayanis. In anderen Dörfern gab es jeweils 5 - 10 armenische Familien. Vor diesen Ereignissen war unsere Beziehung zu den Armeniern gut. Zu Alaköy z. B. wo die Armenier in Überzahl waren, pflegten wir eine gute Beziehung. Sie luden uns zum Festessen ein und wir sie, es gab keine Feindschaft. Als aber diese Ereignisse passierten und Van ausgewandert ist, beschlossen auch wir auszuwandern. Wir haben uns gesammelt, vier Karren voll, haben mitgenommen was mitgenommen werden konnte und haben uns auf den Weg gemacht.
Morgens als wir uns auf den Weg machen wollten, kam ein Mann aus Van und fragte wohin wir gehen. Wir haben es ihm gesagt, worauf der Mann zu uns sagte "Wohin läuft ihr weg? Kanonen haben wir, Gewehre haben wir und Soldaten haben wir auch. Kehrt um und bleibt auf euren Plätzen". Daraufhin sind alle in ihre Häuser zurückgekehrt. Drei Tage vergingen, am vierten Tag waren wir bei meiner Großmutter. Wir haben einen Schuß gehört. Die Männer, die dabei waren, sagten "es ist eine armenische Waffe, sie summt wie Blech (unsere Waffen klatschen), da ist etwas passiert".
Da kam einer aus Mollakasim und hielt auf einem Hügel vor dem Dorf an und sagte "worauf wartet ihr noch, die Kurden haben Alaybey überfallen und geplündert und sind gegangen aber die Armenier überfallen weiterhin die Dörfer". Da kam Dursuni ein Cousin meiner Mutter, an. Eine alte Frau fragte "Dursun, warum bist du gekommen?" Dursun hatte am Daumen eine Kugel stecken, er sagte "sie haben das ganze Dorf abgeschlachtet, ich konnte fliehen".
Noch, bevor wir die Dorfbewohner zusammen sammeln konnten, hatten die Armenier das Dorf umzingelt. Unsere Schafe weideten beim Friedhof. Sie haben eine Türbe nahe des Friedhofes geschändet. Die Armenier sind in das Dorf eingedrungen. Sie haben die Männer in einzwei stöckiges Haus gesteckt. Der Führer der Armenier war einer mit dem Namen Hamados Pascha (dieser Mann hatte iranische Kurden als Söldner angeheuert), der sagte zu seine Männer, "packt alle männlichen Bewohner über 7 Jahre zu den anderen Männern und steckt sie in Brand". Sie konnten nahe zu so gut Türkisch wie wir.
Auch ich war damals 7 Jahre alt. Meine Mutter hat mir sofort ein Kopftuch umgebunden und mir ein Kleid angezogen, so bin ich gerettet worden, aber einige aus unseren Reihen haben sie mitgenommen und zu den Männern getan, sie mit Petroleum begossen und in Brand gesteckt. Das Geschrei hallte am Himmel. Sie packten auch die Frauen zusammen und sagten zu ihnen "Damen setzt euch hin schaut zu wie die Hunde balgen". Mit Hunde meinten sie die Söhne, Gatten, Väter und Onkel dieser Frauen. Wir mußten ca. eine Stunde dort sitzen bleiben. Einer der Armenier sagte, Damen jetzt singe ich euch etwas vor, hört gut zu. Dann sang er ein Volkslied.
Da sahen wir, daß eine Tante meiner Mutter von den Armeniern erschossen worden ist, sie hatte noch einen Säugling an der Brust. Ein Armenier kam und erstach mit seinem Bajonett das Kind, auch das Kind starb an Ort und Stelle. Auf dieser Ebene hatten sie viele Menschen getötet. Wer fliehen konnte war gerettet, wer nicht fliehen konnte, der wurde von diesen Armeniern mit Petroleum begossen und in Brand gesteckt. Sie ließen uns eine lange Weile dort sitzen.
Hamza, ein Onkel von Haci Ümmet, der hatte immer ein Dolch bei sich. Als die Armenier ihn töten wollten, ist er zum Angriff übergegangen. Schließlich waren es Feinde und er mußte entweder töten oder getötet werden. Am Ende haben sie Hamza gepackt. Bevor sie ihn töteten haben sie ihm Taschen in die Seiten geschnitten und mit den Händen hinein gegriffen, sie haben ihm sein Geschlechtsorgan abgeschnitten und in den Mund, seine Nase abgeschnitten und in den Hintern gesteckt.
Sie brachten uns von dort nach Alaköy, auf einen Hügel. Gegen Morgen brachten sie uns in das Dorf. Dort haben sie uns alle in eine Scheune gesteckt. Die Kinder schrien mittlerweile vor Hunger. Die Armenier hatten die Glieder der von ihnen getöteten Männer abgeschnitten, gekocht und uns vorgelegt. Die Kinder ahnten zwar nicht, die Frauen jedoch haben nicht zugelassen daß die Kinder es aßen. Das Verhungern war besser. Es war Abend geworden. Die Frauen und Kinder schrien. Nach einer Weile haben sie ein Kanal geöffnet und das Wasser laufen lassen.
Am nächsten Morgen haben sie die Frauen raus gelassen und vor dem Dorf ihre Kleider trocknen lassen. Auch die Frauen aus Mollakasim waren dort, etwas unterhalb von unserem Platz. Auch deren Männer hatten sie getötet und die Frauen Gefangen genommen. Sie überfielen moslemische Dörfer, die Männer wurden getötet und die Frauen Gefangen genommen und nach Alaköy gebracht. Später haben sie uns aus dem Dorf Richtung Van in Marsch gesetzt.
Als wir am Mermit Bach ankamen, hat ein Teil der Frauen sich lieber in die Fluten geworfen, als in der Hand der Armenier zu sterben. Die Armenier haben auf sie geschossen und einige von ihnen getötet. Ich, meine Mutter, eine Tante und meine Großmutter waren zusammen. Auch meine Mutter wollte sich in das Wasser werfen und lieber sterben, aber meine Großmutter hat sie daran gehindert, da einer meiner Geschwister noch ein kleines Baby war und gestillt werden mußte. Da kam einer der Armenier zu uns und fragte meine Großmutter aus welchem Dorf sie seien.
Meine Großmutter wollte es nicht sagen aber als der Armenier darauf bestand, sagte sie zu ihm, wir sind aus Ayanis, mein Mann heißt Muhiddin, mein großer Sohn Yakup, der andere Niyazi. Der Armenier, der das hörte regte sich auf und sagte, ich will auf keinen Fall, daß euch Leid angetan wird, das lasse ich nicht zu. Als er sah, daß wir nichts verstanden, fing er an zu erzählen: Sie kamen mit acht Karren aus Bahçesaray und fuhren nach Van. Man wollte die Armenier töten, aber mein Vater hatte es nicht zugelassen. Mein Vater hatte sie bis nach Van gebracht und sei dann zurückgekehrt.
Dieser Mann hat uns etwas Brot und Käse gebracht. Gegen Morgen haben sie uns von dort nach Bardakçi gebracht. Die Nacht haben wir auf der Ebene vor dem Dorf verbracht. Mann stellte bewaffnete Wachen auf, als ob Frauen etwas machen könnten. Wir waren rund 700 - 800 Personen. Am Morgen haben sie uns aufstehen lassen und gegen Nachmittag haben wir die Burg von Van erreicht.
Dort hatte Cevdet Pascha, der Gouverneur von Van, eine dreistöckige Villa. Wir blieben drei Tage dort. Weil wir Hunger hatten, haben wir alles an der Weide gegessen was nur eßbar war. Man hat uns dann in die Kaserne Haci Bekir gebracht. Auch die Bewohner des Dorfes Pürüt, was ein moslemisches Dorf war, wurden dorthin gebracht. Sie gaben uns zwar Brot, aber sie packten Alaune, Schwefel und andere Dinge in die Brotlaibe so, daß jeden Tag 60 - 70 Personen daran starben. Sie hatten gegenüber der Kaserne einen Graben ausgehoben. Sie schmissen die Toten dorthinein. Auch hier kam ein Armenier, den mein Vater gerettet hatte zu uns.
Meine Großmutter sagte zu diesem, "was nützt es uns, wenn du uns hilfst? Zwei meiner Söhne sind in der Armee, meinen Mann und meine Verwandte habt ihr getötet." Dieser Armenier hat uns einige Tage was zum Essen gegeben. Die Menschen griffen auf alles eßbarem. Nach einer Woche sagte man, die Russen seien gekommen. Eines Tages kam ein Oberst und ein Leutnant mit zwei Schreibkräften und hat die Gefangenen gezählt und registriert. Und am nächsten Morgen bekamen wir Reisgerichte mit Fleisch zu essen. Sie haben russische Wachsoldaten aufgestellt.
Die Russen fragten nach unseren Dörfern und sagten sie würden uns in unsere Dörfer bringen. Wir sagten dann, daß sie uns alle nach Mollakasim bringen sollen, was die Russen annahmen. Am Morgen haben sie uns alle auf 70 - 80 Pferdekarren aufsteigen lassen und nach Mollakasim gebracht. Wegen der Angst vor den Armeniern haben wir uns nicht in unsere Dörfer verteilt. So sind wir zusammen geblieben bis die türkische Armee in Van einmarschiert ist. Nach einer Weile haben wir unsere Dörfer, die von den Armeniern niedergebrannt und zerstört worden waren, wieder errichtet.
Hikmet Saylik
Name des Vaters: Ziver Name der Mutter: Söhret Geburtsort: Van-Gülsünler Geburtsdatum: 1901
Ich bin aus dem Dorf Gülsünler, was früher Seyhkara hieß. Da die Armenier die Dörfer überfielen und die Muslime unterdrückten, haben wir das Dorf verlassen. Wir gingen in Richtung Van. Aber bevor wir Van erreichen konnten haben Armenier sich in den Weg gestellt.
Dann mußten wir umkehren. Ein Teil (300 Personen) der Dorfbewohner hat sich in Zeve gesammelt. Noch einmal soviel sind in das Dorf zurückgekehrt. Wir sind als ein Konvoi in Richtung Hosab geflüchtet. In Hosab gab es türkische Soldaten. Sie sagten uns, daß wir so schnell wie nur möglich flüchten und uns aus der Feuerlinie retten sollten. Unter Schwierigkeiten haben wir uns nach Siirt begeben. Natürlich haben die Flüchtlinge auf Grund Hunger und Krankheiten viele Verluste erlitten. Wir haben dann von dort aus Diyarbakir, Mardin und endlich Adana erreicht.
Nachdem die Franzosen Adana besetzten, sind wir nach Konya gegangen. Die Regierung hat später uns nach Mersin geschickt. Als dann die türkischen Solldaten Van befreiten, sind wir wieder zurückgekehrt. Aber die Dörfer in Van waren ruiniert, sie waren abgerissen und niedergebrannt worden. In unserem Dorf haben sie 300 Menschen getötet. Sie haben die Menschen in Häuser zusammen gehortet und verbrannt. Ganz Van ist ausgewandert, die Gebliebenen wurden von den Armeniern geschlachtet. Bei unserer Rückkehr war alles eine Ruine. Nicht alle Armenier waren weg, in einigen Dörfern, in Alaköy z. B. waren sie noch da. Aber die Muslime haben sich an denen nicht gerächt.
Später hat die Regierung sie nach Rußland geschickt. Viele meine Familienangehörige sind in diesem Dorf gefallen. Meine Mutter, mein Vater Großvater (Mustafa) und viele andere Angehörige. Wir gingen zu 30 - 40 Familien in die Flucht. Aber nur zu 10 kamen wir zurück. Diejenigen, die hier geblieben sind und die, die nach Zeve gingen sind vollständig massakriert worden. Die Skelette von 200 Muslimen, die von den Armeniern getötet wurden, habe ich gefunden und hierhin bestattet. Unter ihnen waren viele Angehörige von mir, mein Vater, meine Mutter. Die Armenier haben sie ermordet in dem sie sie verbrannten.
Mehmet Saar
Name des Vaters: Tevfik Name der Mutter: Rukiye Geburtsort: Van-Göllü Geburtsdatum: 1901
Ich bin aus dem Dorf Göllü. Die Armenier setzten sich in Bewegung, nachdem die in Van stationierte Armee nach Erzurum abgezogen wurde. Unsere Mütter, Väter sind alle von den Armeniern abgeschlachtet worden. Auch mein Vater fiel dort. Er war Gefreiter der Gendarmerie. Die Dörfer Mollakasim, Amik, Seyhayne, Göllü, Hidir, Kurtsatan, Köprüköy alle wurden massakriert. Ein Teil aus unserem Dorf hat Zuflucht im Dorf Zeve gesucht und ist dort gefallen. Wir konnten flüchten. Die Armenier haben die Gefangengenommenen Menschen aller möglichen Folter erleiden lassen.
Sie haben schwangeren Frauen die Bäuche aufgeschlitzt und mit ihren Bajonetten die Kinder heraus genommen. Sie haben alle muslimische Dörfer überfallen und in Brand gesteckt. Sie haben Frauen, Männer ohne Rücksicht darauf ob sie alt oder jung waren, ermordet. Die Muslime, die sich aus den benannten Dörfern retten konnten, versuchten eine Brücke von Ablengez zu überqueren, die von Zeve in den Van See fließt. Nachdem ich, meine Mutter und Schwester drüben waren, haben wir gesehen, daß die Armenier die Brücke zerstörten.
Die Gefangenen haben sie getötet und in den Ablengez geschmissen. Die Leichen wurden, als im Frühjahr das Wasser stieg von Ablengez in den See getragen.
Ich, meine Mutter und meine beiden Schwestern kamen voran, in dem wir am Tage uns hinter den Gebüschen versteckten. Die Nächte verbrachten wir an den Bergen. Denn, wir wußten, wenn die Armenier uns sehen, würden sie uns töten. Bis nach Diyarbakir sind wir geflohen.
Während dieser Flucht ist meine Mutter gestorben. Später habe ich auch meine beiden Schwestern verloren. Ich war ganz allein. Drei Jahre sind wir dort geblieben und im vierten Jahr sind wir wieder zurückgekehrt. Da Van und die moslemischen Dörfer niedergebrannt waren und bis die türkische Armee in Van einzog die Armenier hier in Ruhe weiter gelebt hatten, zogen wir in armenische Dörfer ein. Keines der armenischen Dörfer war zerstört. Später sind wir wieder in unsere eigenen Dörfer zurückgekehrt und haben sie wieder aufgebaut.
Die Grausamkeiten der Armenier sind nicht in Worten faßbar. Sie haben uns um unsere Häuser, Heimat, Familie und Hab und Gut gebracht. Ich persönlich habe meinen Vater, meine Mutter, zwei Geschwistern und Cousins und andere Verwandte verloren, die mit Schiffen versuchten, nach Tatvan zu flüchten. Schiffe volle Menschen wurden von den Armeniern im Dorf Parka nahe bei Adilcevaz erbarmungslos ermordet.
Kadriye Duran
Name des Vaters: Hamid Name der Mutter: Nigar Geburtsort: Van-Kavunlu Geburtsdatum: 1904
Als wir auswanderten, war ich 10 Jahre alt. Wir waren noch keine Flüchtlinge. Im Dorf Degirmen, dies war ein armenisches Dorf, da waren 80 armenische Familien, 3 moslemische und türkische Familien. Eines Morgens standen die Armenier auf und schlachten die 3 Familien und warfen die Leichen in einen Brunnen. Die Jugendlichen ermordeten sie, in dem sie ihnen in die Seiten Taschen schnitten und sie an ihrer Stirn an die Wände nagelten. Diese waren insgesamt 30 an der Zahl. Eine Frau, deren Schwiegervater aus dem Dorf Degirmen war, kam in unser Dorf und berichtete dem Hodscha unseres Dorfes, was dort geschehen war. Daraufhin fingen Streitigkeiten zwischen und den Armeniern hier an. Einige Armenier sind getötet worden.
Auf Grund der Vorfälle im Dorf Degirmen wurde vorsorglich jeder Familie im Dorf eine Waffe gegeben. Mein Vater war der Dorfvorsteher. Da viele der umliegenden Dörfer armenisch waren und wir uns sorgten, daß unser Dorf überfallen werden konnte, wurde die muslimische Bevölkerung in der Moschee versammelt. Wir haben Säcke mit Sand gefüllt und sie als Schutzschild aufgestellt. In dieser Zeit wurden zwei armenische Tigas aus dem Dorf in ein Haus gesteckt und die Tür abgeschlossen. Denn, unsere Leute hatten es nicht fertig gebracht, sie so ohne weiteres umzubringen. Aber die Tigas hatten einen Tunnel gegraben und das Dorf Degirmen benachrichtigt. Darauf hin haben die Dörfer Degirmen, Farih und ein weiteres armenisches Dorf sich zusammen getan und unser Dorf überfallen. Mehr als eine Stunde dauerte der Kampf.
Die Armenier hatten die Brücke über dem Bach besetzt. Und auch Ziyaret hatten sie überfallen. Der Bach war wegen Schneeschmelze über die Ufer getreten. Als meine Mutter rein ging, reichte das Wasser ihr bis an die Brust. Bei diesem Durcheinander vielen viele Verletzte und Kinder ins Wasser, das sie sofort wegspülte. Die Nichtmoslems schmissen die Leichen der getöteten auf einen Kornberg. Die Leichen hatten sich aufgetürmt. Mein Vater bestieg sein Pferd und begab sich über Akköprü nach Van. Da Sihke einen armenischer Dorf war, passierte dort nichts.
Mein Vater hat dem Gouverneur von Van, Cevdet Pascha die Ereignisse aus dem Dorf berichtet und um Hilfe gebeten. 100 Soldaten kamen uns zu Hilfe. Die Armenier ergriffen die Flucht. Wir suchten Schutz im Dorf Dirandaz. Dies war ein moslemisches Dorf. Die Nacht haben wir dort verbracht. Am nächsten Tag hat mein Vater die Persönlichkeiten in Van gefragt, ob wir in unser Dorf zurückkehren sollen oder nicht. Sie sagten, daß wir nicht zurückkehren sollen. Da mußten wir auswandern. Ich und meine Schwestern zogen Männerkleidung an und machten uns auf den Weg.
Wir gingen in Richtung Edremit. Der Feind überfiel Van. Die Stadt wurde in Brand gesteckt. Die Häuser brannten und die Flammen reichten in den Himmel. Wir kamen in Edremit an, aber auch dieser Ort wurde überfallen. Von dort sind wir nach Bitlis, von dort nach Siirt, nach Diyarbakir, von dort nach Siverek gegangen. 3 Jahre blieben wir dort. Wir sind mit 8 Mann aus unserer Familie geflüchtet. Unterwegs ist mein Bruder Ali ÇavusGefangen genommen worden. Die anderen sind verstorben. Nach Van konnten nur ich und meine Mutter zurückkehren. Nicht nur wir waren betroffen. Die Bewohner der moslemischen Dörfer aus Van, Edremit hatten sich alle auf den Weg gemacht. Diejenigen, die nicht flüchten konnten sind vom Feind getötet worden, diejenigen die fliehen konnten, kamen Großteils auf dem Weg ums Leben.
Nach ein paar Jahren sind meine Mutter und ich nach Van zurück gekehrt. Als wir ankamen, war alles zerstört, die ein paar Menschen, alle ausgehungert und verwahrlost. Die Stadtviertel, Häuser, alles leer. Kein Brot, keinen Weizen. Gezwungenermaßen sind wir in das Dorf (Çoravanis) zurück gekehrt. Es war noch keine Erntezeit, die Weizen waren noch nicht reif. Wir haben bitterer Weizen gekocht und getrunken. Der Feind hatte alles an Gegenständen und Tieren mitgenommen und unsere Häuser in Brand gesteckt. Ein berittener Mann, der uns gesehen hatte, sagte, daß es in Iskele ein Getreidedepot gab. Wir sind mit meiner Mutter zusammen dahin gegangen und haben 60 Kilo Mehl besorgt, was uns hier gestohlen wurde.
Die Armenier hatten sich nicht vollständig zurückgezogen. Überall waren noch Rebellen. Einmal waren wir auf dem Berg Erek Zündstein sammeln. Den Zündstein wollten wir den Soldaten geben und dafür Brot bekommen. Wir trafen 6 armenische Reiter. Sie wollten uns töten aber als plötzlich Regen, dann Hagel einsetzte, liefen wir davon und versteckten uns in einer Höhle. So konnten wir unser Leben retten.
Nach drei Jahren kehrte mein Bruder aus der Gefangenschaft zurück. Wie er erzählte, wollten die Armenier ihn töten, aber die Russen haben es nicht erlaubt. Sie mußten mit Spaten und Hacken in der Heimat der Armenier Zwangsarbeit leisten. Wir haben unsere Häuser neu errichtet und unsere Äcker wieder bestellt.
Abdülbari Barlas
Name des Vaters: Mehmed Emin Name der Mutter: Ayse Geburtsort: Van Saglamtas Geburtsdatum: 1919
Wie ich von meinem Vater hörte, hatten die Russen das Land besetzt, da aber weder Telefon noch Telegraph wie auch Radio nicht gab, wußten die Bauern aus unserem Dorf nicht, wie weit der Feind vorgedrungen war. Der Onkel mütterlicherseits meines Vaters hatte einen Sohn mit dem Namen Abdülkadir, zu dem sagte mein Vater, mein Sohn, ich bin Krank, mein Bruder (also mein Onkel) ist in Iran und kämpft gegen die Russen, geh und bringe Nachrichten (schau nach). Abdülkadir folgte dieser Bitte. Hinter den Hügeln hier bei uns haben wir eine Wiese. Er sah dort, daß die Sippen aus Ercis sich zusammengetroffen hatten und flüchteten.
Abdülkadir sagte zu meinem Vater, daß alle Zelte von Talat Aga aufgebrochen sind, und daß sie gehen. Daraufhin entschloß sich mein Vater das Dorf zu verlassen. Sie trafen Vorbereitungen. Im Frühjahr machten sie sich mit Ochsenkarren auf den Weg. Da allerdings auch die Tiere noch nicht bereit waren, vor den Karren gespannt zu werden, wurden sie müde und als sie im Süden des Dorfes, die Hügel dort erreichten, hielten sie an. Viele der Dorfbewohner nahmen Abstand davon, auszuwandern.
Der Imam (Geistlicher) des Dorfes sagte zu meinem Vater, "wo sind die Russen, die Armenier? Wovor läuft ihr weg?" Mein Vater erwiderte, daß dies kein Sippenkrieg, sondern der Krieg des gelben Moskofs (türkische Slang-Bezeichnung für Russen), der Armenierkrieg ist. "Wir haben keine Kanonen, keine Gewehre, also müssen wir flüchten." Am nächsten Morgen spannten mein Vater und der Scheich mit ihren Familien die Ochsen wieder ein und machten sich auf den Weg. 38 Familien aus dem Dorf blieben hier.
Am darauf folgenden Tag, nachdem mein Vater gegangen war, sahen sie, daß die Russen in Führung der Armenier, aus diesem Pfad kommend, das Dorf umzingelt hatten und ein jeder sich um sein Leben bangte. Jeder, der sein Kind an der Hand packte, lief in Richtung Bach. Aber die Reiter hatten sie umzingelt. Je nachdem, wie es ihnen paßte, hatten sie einige von ihnen sofort an Ort und Stelle getötet, die anderen wiederum, Kinder, Frauen wie Männer, jung und alt zusammen gehortet und sie vor sich treibend in ein Haus am Hügel gesteckt. Mit Bajonetten bewaffnete zwei Armenier standen an der Tür, zwei weitere begaben sich in das Haus und durchlöcherten alle im Haus befindlichen mit den Bajonetten.
Nur eine Frau und ihre Tochter haben sich verletzt retten können, in dem sie sich tot stellten. Die Frau soll laut meinem Vater Azime, ihre Tochter Rusen heißen. Nach der Mitteilung von Frau Azime, hat sie in der Nacht, als der Mond aufgegangen ist, gerufen und nur die Tochter habe sich gemeldet. Sie sollen eine schwierige Reise bis nach Siirt gemacht haben. Eine lange Geschichte. Der Ort, wo diese Märtyrer liegen, ist bekannt. Aber unter welchen Hausruinen er liegt, weiß ich nicht. Aber Märtyrer liegen nicht nur dort, wie gesagt, sie begaben sich tötend bis auf den Hügel. Im letzten Jahr haben wir sogar ein viereckiges russisches Bajonett gefunden.
Die Familie meines Vaters und des Scheichs haben sich nach Farikin in Diyabakir begeben. Die Saat war schon gewachsen, die Armenier hatten sie liegen lassen und waren geflüchtet, sie haben die Acker bearbeitet und mehr Ernte erhalten als in Saglamtas. Dann brach eine Krankheit aus und die Regierung sandte sie nach Konya. Nach drei Jahre Aufenthalt kam er wieder in unser Dorf zurück.
Abdülhamit Barlas, ein Cousin von Abdülbari Barlas, zeigt am Abhang den Ort, wo die Dorfbewohner von den armenischen Banden ermordet worden sind. Die nach der Flucht in das Dorf zurückgekehrte Menschen haben in dieser Ebene zahllose Menschenknochen gefunden. Da die Lage von damals es nicht erlaubte, konnten diese Knochen nicht aufbewahrt werden, so sind sie verloren gegangen. 17 - 38 Familien, etwa 150 - 200 Personen sind in diesem Dorf einem Massenmord zum Opfer gefallen.
Sait Kaya
Name des Vaters: Ahmed Name der Mutter: Emine Geburtsort: Van Ercis Geburtsdatum: 1898
Ich bin in Ercisgeboren und dort aufgewachsen. An einem Freitag rebellierten die Armenier und planten, die Muslime allesamt zu töten. Nachdem dieses Vorhaben allerdings ein Tag vorher bekannt wurde, haben unsere Leute schneller gehandelt und die männlichen Führer der Armenier gesammelt und mit dem Schwert getötet. Ich sage, nur die männlichen Führer, denn unser Glaube verbietet, daß Kinder, Frauen unbewaffnete und unschuldige Menschen getötet werden. Später, als der armenische Pfarrer bei einem ihrer Oberhäupter in Ercis, dem Landrat von Nisan war, ließ dieser ihre Absichten offenbaren und sagte, "Oh Pfarrer, du hast uns nicht gelassen, wir wollten sie am Freitag eine Woche vorher abschlachten." Im Frühjahr sind wir ausgesiedelt.
Wir sind zwar geflüchtet, aber viele sind geblieben. Die Armenier sollen sie Gefangen genommen, in Scheunen gesteckt und verbrannt haben. Da wir frühzeitig geflüchtet sind, ist niemand aus unserer Familie von den Armeniern getötet worden. Aber viele Muslime sind abgeschlachtet und verbrannt worden. Es gab zweistöckige Gebäude, sie haben die Menschen dorthinein gesteckt und verbrannt. Wir haben uns zuerst nach Diyarbakir, dann nach Urfa begeben. Dort sind wir drei Jahre geblieben und von dort haben wir uns nach Antalya begeben. Weil die Beziehung zu den Italienern nicht gut war, hat der Gouverneur uns nicht in die Stadt aufgenommen. Wir sind dann nach Denizli gegangen und haben dort acht Jahre verbracht. Letztendlich sind wir wieder nach Ercis zurückgekommen, sie hatten viele der Häuser abgebrannt und abgerissen. Wir haben jahrelang gearbeitet und sie neu aufgebaut.
Yamin Tosun
Name des Vaters: Osman Name der Mutter: Hanim Geburtsort: Van ,Ercis , Haydarbey
Ich bin aus dem Dorf Haydarbey bei Van. Weil die Russen kamen und die Armenier rebellierten sind wir von hier ausgewandert. Wir haben uns nach Urfa begeben. In diesem Jahr herrschte Not, meine Mutter, mein Vater und meine Schwester sind dort gestorben. Als Rußland verlor, nahmen die Armenier dessen Platz ein. Zum Schluß hat die türkische Armee sie bis nach Eriwan verjagt. Und wir sind in unsere Heimat zurückgekehrt. Aber als wir zurückkehrten, sahen wir, daß Ercis, alle moslemischen Dörfer und auch unser Dorf zerstört und niedergebrannt worden waren. Da wir ausgewandert sind, habe ich das, was die Armenier der moslemischen Bevölkerung angetan haben, nicht mit eigenen Augen gesehen. Sie sollen aber sehr viele Menschen umgebracht haben. Das war auch daraus ersichtlich, daß wir alles in Ruinen fanden.