Ausgrabung eines Massengrabs in Van Zeve

Der Archäologe Prof. Dr. Cevat Basaran, der Untersuchungen im Gebiet vorgenommen hat, schreibt folgendes:

Eine weitere Ausgrabung eines Massengrabs, das die Ereignisse zwischen 1915 und 1918 in Ostanatolien in ihrer ganzen Unmenschlichkeit offenbarte, erfolgte in Van-Zeve. Die Ausgrabungen am Massengrab bei dem Ehrenfriedhof in Zeve, das am Ufer des Baches Ablangis (Mermit) in der Nähe des Dorfes Çitören (Harabe) 18 km nordwestlich von Van liegt, begannen wie geplant am 4. April 1990 und wurden mit der Unterstützung der Yüzüncü-Yil-Universität und des Museum von Van durchgeführt.

Die Ausgrabung an dem Ehrenfriedhof in Zeve, wo ca. 3000 Türken liegen, die durch armenische Banden mit russischer Unterstützung ermordet wurden, begann am 4. April 1990

Die Ausgrabung wurde durch Adnan Darendeliler, Gouverneur der Stadt Van, Prof., Dr., Nihat Baysu, Rektor der Yüzüncü-Yil-Universität, Prof. Dr. Azmi Süslü von der Universität Ankara, Prof. Dr. Enver Konukçu und Dr. Cevat Basaran von der Atatürk-Universität, Prof. Dr. Metin Ozbek und Prof. Dr. Ercüment Kuran von der Hacettepe Universität, Prof. Dr. Fahrettin Kirzioglu von der Gazi Universität, Prof. Dr. Cevdet Küçük von der Universität Marmara und Ersin Kavakli, Direktor des Museum von Van in Anwesenheit von zahlreichen einheimischen und ausländischen Pressevertretern durchgeführt.

Die Arbeiten wurden vor den Augen der Presse durchgeführt.

Die Ausgrabungen im Dorf Zeve (Zive - Zaviye), das aus 25-30 Häusern besteht und während der armenischen Angriffe im Jahre 1915 dem Boden gleich gemacht wurde, sind infolge der Aussagen von Ibrahim Sargin, einer der Augenzeugen, der die Ereignisse miterlebt hat, und anhand von verschiedenen Dokumenten mit einer Öffnung von 4 x 4 m bei einem zerstörten Gebäude an der Anhöhe südwestlich des Dorfes begonnen worden. Bei den zwei Sondierung in der Nähe der Straße direkt bei der eröffneten Grube wurden ein Backofen, der zu einem der alten Häuser gehörte, und viele Tonscherben von Küchengeräten gefunden.

Die Ausgrabungen konzentrierten sich zunächst auf die erste Öffnung, wo sich nach den Kindheitserinnerungen von Ibrahim Sargin ihr Haus und ihre Scheune befand. Dabei wurden nach einer Ausschachtung von 30 - 40 cm Erde die Knochen von mehreren gleichzeitig ermordeten Menschen entdeckt. An einigen Skeletts, die zusammen mit in-situ-Material ausgegraben wurden, waren die Schädeldecke eingeschlagen oder zerdrückt, rissig und auch verbrannt. Bei der ersten Ausgrabung wurden 12 Skeletts aufgedeckt.

Die Skelette gehörten wahrscheinlich Frauen, kleinen Mädchen und Alten. Die bei der Ausgrabung gefundenen dünnen Haarzöpfe und Talismane bezeugen, daß unter der ermordeten auch kleine Kinder waren. Zu den anderen Funden der Ausgrabung gehören verrostete Dolche und Klingen, verrostete und an der Spitze abgebrochene Schaufeln, viele leere Patronenhülsen russischen Typs, volle Patronen und deren Projektile, Unterwäsche, seidene Stoffstücke, eine Halskette aus Achat, verziert mit Perlen, einem Halbmond- und Sternmotiv und dem Namenszug des Sultans Reschad, ein in Wachs eingehüllter Talisman, verrostete Armringe aus Draht und Fingerringe, eine sogenannte "5 Para" Silbermünze mit dem Namenszug des Sultans Reschad, zwei Kupfermünzen, zahlreiche Perlen aus Achat und farbigem Glas, Kindertalismane, farbige Kleiderknöpfe in verschiedenen Größen und ein Hornkamm. Die Funde der Ausgrabung wurden dem Museum von Van übergeben und die Skelette wieder begraben.

Der Massenmord in Zeve, der durch die Aussage des Augenzeugen Ibrahim Sargin, die relevanten historischen Dokumente und durch die Ausgrabung bestätigt wird, verlief folgendermaßen: 1915 waren die armenischen Banden mit der Unterstützung der Russen in das Gebiet eingedrungen, hatten die dortigen Dörfer überfallen und begannen, das moslemische Volk erbarmungslos zu ermorden, ohne Rücksicht darauf, ob es Frauen oder Männer, Kinder oder Alte waren. 2000 - 3000 Einwohner aus den benachbarten sieben Dörfern flüchteten nach Zeve.

Nach einem kurzen Widerstand begannen die Armenier auch diese qualvoll zu ermorden. Sie setzten das wehrlose Volk, das überwiegend aus Frauen und Kindern bestand, einen Kugelhagen aus, nachdem sie sie mit spitzen und scharfen Gegenständen gequält hatten. Danach brannten sie, wie es vorher bei den Massenmorden in Oba, Alaca und Yesilyayla geschehen war, alle Häuser nieder. Nach Angaben des Augenzeugen hatten sie die im Freien qualvoll ermordeten in den Bach Ablangis geworfen. Spätere Ausgrabungen und Forschungen würden diese mit allen Einzelheiten belegen.

Die, während der Ausgrabung gefundenen Dolche, Messer, an der Spitze abgeschnittene Schaufeln und Eisenstäbe zeigen, daß diese Menschen vor ihrem Tod einer unmenschlichen Folter ausgesetzt waren. Ein Schädel mit einer abgebrochenen Schaufel ist ein weiterer Beweis dafür.

Die aufgedeckten Patronenhülsen und Geschosse zeigen offensichtlich, daß die Menschen, die in den Häusern versammelt wurden, nach der Folter erschossen worden sind. Das beweist eine Kugel im Hüftbein eines kleinen Kindes, das während der Ausgrabung gefunden wurde. Die Brandspuren auf einigen Schädeln zeigen, daß der Massenmord mit einem Brand verheimlicht wurde. Die Deckenträger stürzten nach dem Brand auf die Ermordeten und begruben sie unter sich.