Das Gebiet, auf dem die Armenier einst lebten, war im Verlauf der Geschichte von 521-344 vor Christus eine persische Stadt, von 344-215 vor Christus ein Teil des mazedonischen Reichs, von 215- 190 vor Christus einer Stadt der Selefkits, von 190 vor Christus bis 220 nach Christus ein Kriegsgebiet, das dauernd vom römischem Reich zu den Parthern überwechselte, von 220 bis Anfang des V. Jahrhunderts eine Stadt der Sasaniden, vom V. Jahrhundert bis zum VII. Jahrhundert eine byzantinische Stadt, ab dem VII. Jahrhundert ein unter arabischer Herrschaft stehendes Gebiet, im X. Jahrhundert wurde es wieder zu einer byzantinischen Stadt und ab dem XI. Jahrhundert kamen die Türken in dieses Gebiet.
Die Armenier, die unter so verschiedenen Herrschaften lebten, verfügten niemals in der Geschichte über einen unabhaengigen und vereinten Staat, ausser einiger Feudalherrschaften, die damals die politische und gesellschaftlichen Ordnung darstellten.
Die armenischen Herrschaftsgebiete, die die armenischen Historiker als ihr "Königtum" bezeichnen, haben immer als "Vasallen", die an "Suzerain" angeschlossen waren, gelebt und eine Pufferzone für ausländische Staaten dargestellt. Die meisten armenischen Herrschaftsgebiete oder Fürstentümer wurden von den ausländischen Staaten gegründet. Die dieses Gebiet beherrschenden ausländischen Staaten gaben den nahe stehenden armenischen Familien, um die Armenier auf ihre Seite zu ziehen oder sie gegen eine andere Macht auszunutzen, die Verwaltung dieser Herrschaftsgebiete oder Fürstentümer. Zum Beispiel ernannten die arabischen Kalifen Asot von der Bagrat Familie und Hacik Gaik von der Ardruzuni Familie zu Prinzen. Man muss betonen, dass einige von den armenischen Familien, die den Titel des Prinzen oder Beys nicht erhielten, nicht armenischer Abstammung waren, sondern persischer Abstammung.
Dieser Betreff wird von dem armenischen Historiker Kevork Aslan mit diesen Worten bestätigt:
"Die Armenier haben in Fürstentümern gelebt. Sie fühlten keine heimatliche Verbindung zueinander und waren auch politisch nicht verbunden. Sie waren lediglich an die Fürstentümer gebunden. Deshalb war die Vaterlandsliebe nur örtlich. Ihre Bindung zueinander kam nicht von der Politik, sondern aus Religion und Sprache."
Die Armenier haben während der Geschichte unter dem Einfluss der mächtigen Imperien und Staaten gelebt. Die armenischen Fürstentümer waren Kriegsgebiete zwischen ihnen. Damit sie zusätzliche Vorteile erlangen konnten, haben sie oft zwischen diesen Mächten die Seite gewechselt. Dies wiederum führte dazu, dass das armenische Volk große Qualen leiden musste. Der römische Historiker Tacitus schrieb in seinem Werk "Annalium Liber": "Die Armenier haben gegenüber den römischen und persischen Imperien ihre Haltung geändert, mal waren sie auf der Seite der Römer, dann wieder auf der Seite Perser", aus diesem Grund nannte er das armenische Volk "ein ungewöhnliches Volk". Sowohl aus diesen Haltungen, als auch dass sie unter der Herrschaft mächtiger Imperien lebten, war oft der Grund für die armenische Zwangsumsiedlung oder sie wanderten von alleine aus.
Sie flüchteten vor den Persern und ließen sich in Mittelanatolien, in die Gegend von Kayseri nieder. Sie wurden von den Sasaniden in innere Teile Irans, von den Arabern nach Syrien, von den Byzantinern nach Mittelanatolien, Thrazien, Mazedonien, Bulgarien, Rumänien, Ungarn, Siebenbürgen und Krim, während der Kreuzzüge nach Zypern, Kreta und Italien, bei der mongolischen Besetzung nach Kasan und Astrahahn, von den Russen aus Krim und Kaukasien ins Innere von Russland umgesiedelt. Die Verbreitung der Armenier von Sizilien bis Indien, von Krim bis Arabien, ist das Resultat dieser Umsiedelungen. Dies zeigt, dass die armenische Umsiedelung von den Osmanen in 1915 nicht ihre erste Umsiedelung ist und dass die armenische Diaspora nicht in Folge der Umsiedlung in 1915 entstanden ist. Ganz besonders die Ansiedlung der Armenier im Gebiet von Sivas, ereignete sich kurz vor dem Einmarsch der Seldschuken in Anatolien.
Die Annahme des Christentums und die Trennung von der byzantinischen Kirche im Jahre 451 führte bis zur Ansiedlung der Türken in Anatolien zu byzantinisch-armenischen Auseinandersetzungen, der Unterdrückung und Vernichtung der Armenier von Byzanz und der Auflösung der armenischen Fürstentümer, die von Byzanz verwaltet wurden. Die Vertreibung der Armenier in unterschiedliche Gebiete und die Ausspielung der Armenier an fremde Mächte ist auf das eben genannte zurückzuführen. Die Grausamkeit von Byzanz ist in der armenischen Geschichte bis auf das kleinste Detail aufgeführt worden.
Die seldschukischen Türken haben zu solch einem Zeitpunkt, in der zweiten Hälfte des XI. Jahrhunderts, angefangen, gemeinsam nach Anatolien zu kommen. Auf den anatolischen Territorien war zu der Zeit, als die Seldschuken diese Territorien eroberten, kein einziges armenisches Fürstentum unter Herrschaft einer anderen Macht vorhanden. Vor den Seldschuken stand Byzanz als die einzige Macht..
Der seldschukische Herrscher Alpaslan hat zwar 1064 die Territorien des alten armenischen Fürstentums Ani erobert, doch wurde die Existenz dieses Fürstentums eigentlich schon 1045, also 19 Jahre, bevor die Türken kamen, von Byzanz beendet. Die Territorien, auf denen sich die Seldschuken vorgearbeitet haben, waren byzantinische Territorien, auf denen neben den Armeniern auch andere Volksstämme gelebt haben. Also können Behauptungen, wonach die Seldschuken einen armenischen Staat oder ein Fürstentum besetzt und angegriffen haben, nicht als wahr angesehen und von geschichtlichen Seite bestätigt werden.
Noch dazu beweist die Geschichte das Gegenteil. Sie zeigt, dass die Armenier den Seldschuken halfen die anatolischen Territorien zu erobern, um den jahrhunderter anhaltenden Gewalttätigen von Byzanz ein Ende zu setzen.
Die Äusserungen des armenischen Historikers Asoghik, Armenier hätten sich, wegen ihrer Feindschaft gegenüber Byzanz, auf die Einwanderung der Türken nach Anatolien gefreut und sogar den Türken geholfen, dokumentieren dieses Faktum. Auch der aus Urfa stammende armenische Historiker Mateos vermerkte, die Armenier hätten die Eroberung Urfas durch die Türken gefeiert.
Hier sollte man ein armenisches Fürstentum erwähnen, das mit dem anatolische-seldschukischen Staat zeitgenössisch war. Dieses Fürstentum ist das armenisches Fürstentum in Zilizien. Die Existenz der Armenier in Zilizien ist das Ergebnis der Umsiedelungspolitik von Byzanz. Das letzte armenische Fürstentum in Ostanatolien wurde von Byzanz gestürzt. Daraufhin erfolgte eine neue Auswanderung der Armenier nach Zilizien. Diese letzte Auswanderung war Anlass in 1080 das armenische Fürstentum in Zilizien zu gründen.
Dieses Fürstentum, das während der Kreuzzüge den Kreuzrittern behilflich war und in dem Byzanz an Macht verlor seine Existenz wahren konnte, doch trotzdem an Byzanz und später an die Kreuzritter und Mongolen und zum Schluss an die Katholiken gebunden war, befand sich in guten Beziehungen mit den Türken und setzte sich in Zypern fest und geriet hier unter die Herrschaft der katholischen Familie Lusignan. Von dieser Lage waren die gregorianischen Armenier nicht zufrieden. Diese Unzufriedenheit spielte eine große Rolle beim Übergang des Fürstentums in 1375 zu den Mamelucken.
Es ist von Nutzen zu erwähnen, dass die letzte Auswanderung der Armenier nach Zilizien, zur Gründung einer anderen Kirche als Ecmiyazin führte und diese Trennung heute noch andauert. In der osmanischen Zeit war die Lage viel klarer. Ostanatolien wurde während der Herrschaftszeit von Fatih Sultan Mehmet und Yavuz Sultan Selim von der Akkoyunlu-Dynastie und von Safaviden, sowie Südanatolien während der Yavuz Sultan Selim Ära von den ägyptischen Mamelucken eingenommen.
Diese historischen Tatsachen widerlegen die Behauptung, dass die Osmanen die Territorien eines armenischen Staates oder Fürstentums erobert hätten.
QUELLE: 1) ASLAN, Kevork; L'Arménie et les Arméniens, Istanbul, 1914