Seldschukische Periode

Anatolien blieb ab Ende des 7. Jahrhunderts unter der Herrschaft der Emewiden und danach bis zum Ende des 10. Jahrhunderts unter der Herrschaft der Abbasiden. Am Ende des 10. Jahrhunderts herrschten wieder die Byzantiner über ganz Anatolien.

Der byzantinische Herrscher Vasil II. war in den letzten Jahren seines Lebens in Kaukasien aktiv gewesen. Nach dem Tod von Gagik I. (990-1020) aus der armenischen Dynastie Bagratuni brach in diesem Gebiet ein Chaos aus. Diese Lage gab dem byzantinischen Herrscher die Gelegenheit eines erfolgreichen Angriffs. Er schloß ein Teil Georgiens und die Region Van an das byzantinische Reich an. Die armenische Dynastie Ani gehörte zum Herrschaftsgebiet von Ionnas Smbat, dem Sohn und Nachfolger von Gagik. Nach dem Tod von Ionnas wurde sie dem byzantinischen Reich angeschlossen.

Das byzantinische Reich hat nicht nur die Siedlungsgebiete der Armenier erobert, sondern "die Kommandanten des armenischen Volkes aus ihren Häusern und Ländern vertrieben", wie es der Historiker Mateos aus Urfa sagte. Tatsächlich war die Lage für den Einmarsch der Seldschuken in Anatolien sehr günstig. Die Verteidigung der Christen in diesem Gebiet war sehr schwach und die byzantinische Armee hatte wegen innenpolitischer Diskussionen und militärischer Aufstände an Kraft verloren.

Zwischen 1047 und 1048 hatte der seldschukische Thronfolger Hasan mit Feldzügen in der Region Van-See begonnen. Ibrahim Yinal, der zum Generalgoverneur von Aserbaidschan bestellt wurde, setzte sich auf Befehl von Tugrul Bey zusammen mit Kutalmis in Bewegung und besiegte 1048 in der Pasin Ebene die byzantinische Armee unter den Kommandanten Liparit, Aaron und Katalon. Nach dem Tod des byzantinischen Herrschers Konstantin Dukas (Mai 1067) ergriff Romanos Diogenes VI. die Macht, indem er die verwitwete Frau des byzantinischen Herrschers heiratete, und begann gegen die Seldschuken zu kämpfen. Jedoch konnte er nur mit großer Mühe eine Armee aus ausländischen Söldnern (Petscheneken, Oghusen, Normannen, Franken, Armenier, Slawen, Bulgaren, Deutsche, Kaspiern und Georgiern) zusammenstellen, weil seine eigenen Truppen geschwächt waren.

Die Armee, die der byzantinische Herrscher mobil machte, war nach islamischen und christlichen Quellen zwischen 200.000 und 600.000 Mann stark. Der byzantinische Herrscher schwor vor Antritt des Feldzuges nach Malazgirt darauf, nach dem Krieg in Malazgirt, die Armenier auszurotten. Der byzantinische Herrscher griff am 26. August 1071 die Einheiten von Sultan Alparslan an, erlitt jedoch eine schwere Niederlage. Alparslan nahm den byzantinischen Herrscher Gefangen, und schickte Diogenes, mit den Frieden geschlossen hatte, zeremoniell nach Istanbul zurück, wo er den Thron besteigen sollte.

Der Historiker Mateos aus Urfa, der sich Augenzeugen angehört und die Vorfälle auf Papier übertragen hatte, schrieb über das Vorgehen der Byzantiner gegen die Armenier in der Byzanz folgendes: "... Sie (die Römer) unterwarfen Katolikos (haçik) wegen seiner Konfession unglaublichen Foltern. Wie wir gehört haben, warf man ihn ins Feuer, der jedoch lebend und heil aus den Flammen wieder herauskam." "Nach zwei Jahren (993-994) zog der Herzog von Rom mit einem großen Heer gegen die Armenier, überfiel die Christen, tötete viele und nahm sie Gefangen.

Er verbreitete wie eine Giftschlange überall den Tod und nahm damit die Stelle des Heidenvolks ein." Wie behandelten die Türken die Armenier, die zusammen mit den Byzantinern gegen die Türken kämpften? Hatten sie sie verachtet, wie es die Byzantiner getan hatten? Hatten sie sie tyrannisiert, oder ihre Kirchen und Klöster niedergebrannt? Mateos aus Urfa beschreibt die Toleranz gegenüber den Nichtmoslems unter der Herrschaft der Seldschuken, insbesondere gegen die Armenier, wie folgend: "Der armenische Katolikos Barseg besuchte 539 (27. Februar 1090 - 26. Februar 1091) den Welteroberer Sultan Meliksah. Der Katolikos sah, daß in einigen Orten Druck auf die Christen ausgeübt wurde, von der Kirche Gottes und den Geistlichen Steuern verlangt wurden und auf die Bischöfe in den Klöstern Druck ausgeübt wurde, damit sie Steuern zahlten.

Er beschloß, vor dem hochherzigen und guten Sultan der Perser und allen Christen vorzutreten und diese Lage ihn zu übermitteln. Der Sultan empfing Senior Barseg, kam ihm mit großer Huld entgegen und erfüllte seine Wünsche. Der Sultan befreite alle Kirchen, Klöster Geistliche von Steuern, gab dem armenischen Katolikos mehrerer seiner Erlasse mit und verabschiedete ihn mit großer Freundlichkeit." Wie auch aus diesen Äußerungen zu entnehmen ist, zeigten die seldschukischen Türken den Armeniern und anderen nichtmoslemischen Mitbürgern eine Toleranz, die die bei den Byzantinern nicht gefunden hatten, und machten es ihnen möglich, ihre Religion und ihr soziales Leben zu wahren. Diese Einstellung wurde auch in der Zeit der anatolischen Seldschuken fortgesetzt. Ungeachtet der weiten Toleranz ist jedoch auch bekannt, daß die Armenier zeitweilig hinter den Byzantinern und während der Kreuzzüge an der Seite der Kreuzritter gestanden haben.

QUELLE: Yildirim, Dr. Hüsamettin, Ermeni Iddialari ve Gerçekler (Armenische Behauptungen und die Tatsachen), Ankara, 2000.