Was bedeutet die Umsiedlung

Das Wort tehcir, also Umsiedlung, kommt aus der arabischen Sprache und bedeutet "von einem Ort zu einem anderen Ort umziehen, anderswo ansiedeln, ansässig machen (Emigration)"; Es bedeutet nicht "Verbannung" oder "Deportation". Das "Umsiedungsgesetz" ist eigentlich ein vorübergehendes Gesetz, das "Maßnahmen gegen Kreise umfaßte, die während des Krieges sich gegen die Durchführungen der Regierung einsetzten." Das Wort überführen, das bei der Beschreibung dieser gesetzlich vorgenommenen Umsiedlung, entspricht den Begriffen der westlichen Sprachen wie "Deportation", "Exil" oder "Verbannung".

Die von Talat Pascha begonnene, mit der Zustimmung der Regierung und des Parlaments fortgesetzte Umsiedlung, die als Maßnahme gegen armenische Aufstände und Massaker, vor allem in Van umgesetzt wurde, umfaßte direkt die Gebiete, welche die Sicherheit der Kriegsfronten bedrohten. Das erste Gebiet machten Erzurum, Van, Bitlis und Umgebung aus, welche den hinteren Teil der kaukasischen und iranischen Front bildeten. Das zweite Gebiet umfaßte Mersin, Iskenderun und Umgebung, die den hinteren Teil der Sina Front ausmachten. In beiden Gebieten hatten die Armenier mit den Feinden kollaboriert und ihnen geholfen.

Die Umsiedlung wurde später so erweitert, daß diese Maßnahme die Aufständischen, Kollaborateure, Mitglieder und Anhänger der armenischen Komitees sowie die Armenier in anderen Provinzen umfaßte. Zuerst waren die katholischen und protestantischen Armenier von der Umsiedlung ausgeschlossen. Doch später wurden auch katholische und protestantische Reaktionäre umgesiedelt.

Seit der Umsiedlung von 1915 wurde darüber viel geschrieben und gesprochen. Die Armenier konnten mit gefälschten Dokumente die Weltöffentlichkeit über Jahre täuschen. Die Geschichten über Massaker an Armeniern, deren Zahl mit 300.000 begann und im Laufe der Zeit bis auf 3 Millionen gesteigert wurde, entbehren jeder Grundlage. So konnten Engländer und Franzosen, die während der Besetzung Istanbuls die osmanischen Archive ausführlich untersuchten, nicht ein einziges Dokument finden, das auf einen Völkermord hindeuten könnte.

Hätte der osmanische Staat ein "Völkermord" an Armeniern begehen wollen, würde er dann dies nicht auch an ihren Wohnorten durchführen können? Wieso hat man dafür eine "Umsiedlung" gebraucht? Warum hat man große Kosten für die Sicherheit, Gesundheit und Ernährung der Kolonnen tragen müssen? War es notwendig, daß der osmanische Staat während der rund 1,5 Jahre andauernden Umsiedlung zwischen Mai 1915 und Oktober 1916, mit Befehlen und Anordnungen, trotz der schweren Kriegsumstände, das Leben und das Besitztum der Armenier unter Garantie nahm? Warum hat der osmanische Staat die militärische, finanzielle und Verwaltungslast auf sich genommen, als hätte er eine neue Front eröffnet?

Die Antworten auf diese Fragen legen das eigentliche Ziel des osmanischen Staates dar. Es gibt auch keine glaubwürdige Erklärung dafür, warum der osmanische Staat plötzlich seine Meinung über die Armenier gänzlich ändern sollte, die er wegen ihrer über Jahrhunderte anhaltenden Treue zum Staat als "treue Nation" bezeichnete.

Die Umsiedlung der Armenier hatte nicht ihre Ausrottung, sondern die Gewährleistung der Sicherheit des Staates und der Armenier zum Ziel und war weltweit die erfolgreichste Umsiedlung.

QUELLE: Halaçoglu, Prof. Dr. Yusuf, Ermeni Tehcirine Dair Gerçekler (1915), TTK Veröffentlichung, Ankara, 2001.