Entsprechend der Verordnungen, die die Umsetzung des Umsiedlungsgesetzes vom 27. Mai 1915 formulierten, wurden armenische Kolonnen, die in andere Gebiete umgesiedelt werden sollten, in Zentren wie Konya, Diyarbekir, Cizre, Birecik und Aleppo versammelt.
Für die Sicherheit der Menschen wurden möglichst leicht zu hinterlegende und sichere Routen gewählt. So wurden Armenier aus Kayseri und Samsun über Malatya, aus Sivas, Mamuretülaziz, Erzurum und Umgebung über die Straße Diyarbekir- Cizre nach Mousul geschickt. Im Falle einer möglichen Störung der Ordnung in Sandschaks wegen der großen Menschenmenge, wich man zeitweilig auch von den vorgesehenen Routen ab. Die von Urfa über Re'sülayn und Nusaybin zu reisenden Kolonnen wurden wegen möglicher Angriffe der arabischen Stämme über Siverek verlegt.
Die Kolonnen aus Westanatolien dagegen wurden über Kütahya, Karahisar, Konya, Karaman, Tarsus, Kars-i Maras-Pazarcik nach Zor verlegt. Bei der Auswahl dieser Routen hat man darauf geachtet, daß Eisenbahnverbindungen sowie Flussboote vorhanden waren. Denn die sicherste Überführung sollte per Eisenbahn und per Boote stattfinden. So wurden fast alle Kolonnen aus Westanatolien mit der Bahn verlegt.
Die Siedler, die über Cizre verlegt wurden, benutzten die Bahn sowie die "sahtur" genannten Flussboote. An Orten, zu denen keine Eisenbahn- und Flußverbindung bestand, wurden die Kolonnen auf Reittieren und in Fahrzeugen in bestimmten Zentren versammelt und fuhren von hier aus mit der Bahn weiter.
Ungeachtet des anhaltenden Kriegszustands gab sich der osmanische Staat große Bemühe, um die Umsiedler sicher, bequem und gesund verlegen zu können. Der Staat war gezwungen, an die Fronten ständig Soldaten und Nahrungsmittel zu schicken. Es mangelte an Fahrzeugen, die den Umsiedlern zur Verfügung gestellt werden konnten. Aus diesem Grund versammelten sich an manchen Stationen große Menschenmengen.
Mangelnde Fahrzeuge führten zu zeitweiligen Problemen bei der Überlieferung. Wegen der Erntezeit war es sehr schwer, Fahrzeuge und Reittiere zu finden. Trotz dieser schweren Umstände und den begrenzten Möglichkeiten, konnte die osmanische Regierung, ordnungsmäßig die Armenier in ihre neuen Siedlungsgebiete verlegen.
Der amerikanische Konsul in Mersin, Edward Natan, betonte in seinem am 30. August 1915 an den Botschafter Morgenthau geschickten Bericht folgendes: "Die Route zwischen Tarsus und Adana ist voll von Armeniern. Ungeachtet der Schwierigkeiten wegen der großen Menschenmenge leitet die Regierung diese Tätigkeit sehr ordnungsgemäß. Gewalt und Unordnung haben hier keinen Platz. Die Umsiedler erhalten genügend Fahrkarten und Bedürftigen wird geholfen."
QUELLE: Halaçoglu, Prof. Dr. Yusuf, Ermeni Tehcirine Dair Gerçekler (1915), TTK Veröffentlichung, Ankara, 2001.
FUSSNOTE: 1) Sifre Kalemi., Nr. 54-A/157; Nr. 56/280; Nr. 56/387. 2) Sifre Kalemi., Nr. 56/278; Nr. 56/280; Nr. 56/388. 3) Sifre Kalemi., Nr. 57/277. 4) Sifre Kalemi., Nr. 65/95. 5) DH. EUM. 2. Abteilung, 68/99; 2. Abteilung, 68/94; 2. Abteilung, 68/81; 2. Abteilung, 68/67; 2. Abteilung, 68/96. 6) DH. EUM. 2. Abteilung, 68/101. 7) z.B. Sifre Kalemi., Nr. 54-A/393. 8) Sifre Kalemi., Nr. 54-A/59; Nr. 54-A/96. 9) EUM, Dossier 2D/13 (siehe Dokument 664)